Deutsch-Israelische Jugendbegegnung Mail@More

Seit dem Jahr 2015 besteht zwischen der Schule IGS Rheingauviertel in Wiesbaden und dem Kinderheim Neve Hanna die Deutsch-Israelische Jugendbegegnung Mail@More statt, welche Spiegelbild durchführt. Spiegelbild ist eine Initiative mit Sitz in Wiesbaden, die historisch-politische Bildungsarbeit leistet.

Pro Schuljahr bekommt eine Gruppe von Jugendlichen aus Neve Hanna die Möglichkeit an der Jugendbegegnung teilzunehmen, bei der sie eine feste Gruppe von Schüler*innen der IGS Rheingauviertel aus der Jahrgangsstufe 8 für jeweils 10 Tage einmal in Israel und einmal in Deutschland treffen. Begleitet wird die Begegnung durch ein Mitarbeiter*innenteam aus Neve Hanna und Spiegelbild. Dabei begleiten dreisprachige Sprachmittler*innen die Gruppe in beiden Ländern. Dies sind immer wieder auch die deutschen Freiwilligen, die in Neve Hanna einen Internationalen Jugendfreiwilligendienst (IJFD) leisten und dabei in den Genuss eines intensiven Hebräischkurses kommen. So stehen den Jugendlichen während der Begegnungen wenn nötig stets vertraute Ansprechpartner*innen in deutscher und hebräischer Sprache aus Kiryat Gat und Wiesbaden zur Seite.

Ziel ist es, eine echte Begegnung zu ermöglichen. Diversität und Anerkennung stehen als Themen im Vordergrund. Der Fokus liegt auf dem Kennenlernen unterschiedlicher Lebensentwürfe und -perspektiven vor dem Hintergrund der besonderen deutsch-israelischen Beziehungen. In der Gruppe entsteht eine Atmosphäre, die es den Jugendlichen ermöglicht, eigene Vorurteile zu hinterfragen, sich ohne Angst neuen Herausforderungen zu stellen und neue Handlungsweisen zu erproben. So wird die Identitätsentwicklung der Jugendlichen unterstützt.

Im Rahmen von Vortreffen wird der Besuch des deutschen Teils der Gruppe in Israel sowie die Begegnungsfahrt in Deutschland vor- und nachbereitet. Dabei haben die Jugendlichen unter anderem die Gelegenheit, ihre Englischkenntnisse zu vertiefen oder sich etwa mit Vorurteilen auseinander zu setzen.

Im Frühjahr besucht der deutsche Teil der Gruppe Neve Hanna, bei der sich erstmals die gesamte Gruppe kennenlernt. Dabei stehen gemeinsame Aktivitäten im Mittelpunkt. Nach den ersten Tagen in Kiryat Gat, während denen die Jugendlichen aus Neve Hanna die Wiesbadener Jugendlichen in Empfang nehmen und sie in ihr alltägliches Leben einführen, macht sich die Gruppe auf zu einer Rundreise durch Israel. Mit auf dem Programm stehen etwa gemeinsames Wandern in der Wüste, der Besuch der Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem, Schweben im Toten Meer, ein Besuch bei einer Familie in der Beduinenstadt Rahat, gemeinsamen Kochen oder  Schlendern durch Tel Aviv.  

Bei der Rückbegegnung im Sommer trifft sich die Gruppe ein zweites Mal, um die Begegnungserfahrung zu vertiefen. Nun reisen die Jugendlichen aus Neve Hanna nach Wiesbaden, wo sie von der deutschen Gruppe in Empfang genommen werden. Der kurze Begegnungsabstand von zwei Monaten ist bewusst so gewählt. Die Jugendlichen haben so die Möglichkeit die Erfahrungen aus der Begegnung gut zu verarbeiten, können eigene Entwicklungsschritte gehen, sich auf die Rückbegegnung vorbereiten und den Kontakt zueinander aufrechterhalten. Bei der Rückbegegnung kann so direkt an den vorherigen Erlebnissen angeknüpft werden, man ist sich noch sehr nah und vertraut.

Die ersten Tage verbringt die Gruppe in Wiesbaden, damit die Wiesbadener Jugendlichen den Jugendlichen aus Neve Hanna ihre Alltagsumgebung zeigen können. So besucht die Gruppe Moschee- und/oder Kirchengemeinden in Wiesbaden, in der Jugendliche aus der Wiesbadener Gruppe Mitglieder sind, setzt sich mit lokalen Erinnerungsorten auseinander und besucht die IGS Rheingauviertel. Danach begibt sich die Gruppe gemeinsam auf eine Reise, die einige Jahre in Berlin und seit 2017 in Hamburg ihren Abschluss findet. Auf dem Weg dort hin macht die Gruppe viele gemeinsame Erfahrungen. So stehen ein Workshop Tag in der Gedenkstätte Bergen-Belsen, eine Übernachtung im Heuhotel, der Besuch eine Freizeitparks oder eine Kutschfahrt durchs Wattenmeer ebenso auf dem Programm, wie lokale Gedenkorte, gemeinsame Workshops und Sportangebote. Dabei finden auch viele „erste Male“ statt: Das erste Mal fliegen und von zu Hause entfernt sein, in einem Land sein in dem man die Sprache nicht kennt. Sich sicher in einer Gruppe fühlen und gegenseitige Unterstützung erfahren, wobei manches Mal auch non-verbale Kommunikation eine große Rolle spielt. Dabei wächst die Gruppe zusammen und die Jugendlichen lernen nicht nur Land und Leute kennen, sondern erlangen auch neue Perspektiven während sie Erfahrungen mit einer ihnen anfangs noch fremden Sprache, Religion, Landschaft und Kultur sammeln.

Die Teilnahme an Mail@More hinterlässt bei den Jugendlichen einen bleibenden Eindruck, und sie kehren jedes Mal als reifere junge Leute nach Hause zurück, als sie aufgebrochen sind. Oft halten die Jugendlichen auch nach den Begegnungen Kontakt über soziale Medien und viele denken Jahre später an die Erfahrungen zurück, wenn sie sich etwa für eine Reise in ihnen unbekannte Länder oder eine herausfordernde Berufsausbildung entscheiden.

Im Jahr 2016 wurde ein Videotagebuch begleitend zur Jugendbegegnung aufgenommen.