Sommerrundbrief 2024

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,


im Rundbrief von 2021, inmitten der Corona-Pandemie, war zu lesen: „Das letzte Jahr war wohl das schwierigste in der Geschichte Neve Hannas!“ Inzwischen müssen wir erkennen, dass es noch schwierigere Zeiten geben kann und leider seit dem 7. Oktober letzten Jahres auch gibt.

Seit dem blutigen Überfall der Hamas herrscht Trauer um die Ermordeten, Sorge um die entführten Geiseln und die Soldat/innen, sowie Angst vor weiteren Angriffen. An dem Wochenende des 7. Oktober waren die Kinder, zumindest diejenigen, bei denen dies möglich ist, zuhause bei ihren Herkunftsfamilien, von denen viele im Süden in der überfallenen Region leben. In den Tagen danach holten einige Mitarbeiter*innen die Kinder in die relative Sicherheit Neve Hannas zurück – teilweise unter Einsatz ihres Lebens. Nach und nach stabilisierte sich der Alltag, feste Fahrpläne fürs Lernen, sowie auch vielfältige Freizeitbeschäftigungen waren hilfreich, Therapien gewannen eine noch größere Bedeutung. Aus der Notfallroutine wurde zusehends ein fester Fahrplan für einen Umgang mit einem Leben im Schatten des Krieges.

Die Berichte, die Neve Hanna in dieser Krisenzeit herausgab und die die Not ebenso wie die Rückkehr in den überschatteten Alltag reflektieren, sind hier auf der Website nachzulesen. Darunter auch, dass ein ehemaliges Heimkind am 7. Oktober ermordet wurde. Shimi wuchs ab dem Vorschulalter in Neve Hanna auf. Er wurde nur 29 Jahre alt.

Keramikblumen, die Dudu Weger, der langjährige Heimleiter, der heute als ehrenamtlicher Präsident amtiert, zusammen mit Neve Hanna-Kindern getöpfert hat. In Erinnerung an die ermordeten und entführten Menschen des 7. Oktober.

Und trotz aller inneren Anspannung der Mitarbeiter*innen in der Sorge um die Neve-Hanna-Kinder, als auch um ihre eigenen Familien und Freund*innen, wurden die deutschen Freiwilligen nicht vergessen: In einer spektakulären Zusammenarbeit gelang es, alle sechs Freiwilligen am 12. Oktober wohlbehalten nach Deutschland zu holen. Gleichzeitig organisierte die mit Neve Hanna befreundete „Stiftung Jugendhilfe aktiv“ in kürzester Zeit eine Wohnung und Praktikumsplätze, sodass die sechs zusammenbleiben und im Theodor-Rothschild-Haus in Esslingen und in der Wilhelmspflege in Stuttgart die fehlende Zeit bis zur Anerkennung ihres Internationalen Jugendfreiwilligendienstes (IJFD) absolvieren konnten.

An dieser Stelle möchten wir uns ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken! Wie tragfähig und solidarisch die Neve-Hanna-Familie ist,
zeigte sich besonders in dieser Krisensituation.

Arndt Montag (sj:a) und die Freiwilligen am Neve-Hanna- Olivenbaum vor dem Theodor-Rothschild-Haus nach ihrer Ankunft in Esslingen
der Jahrgang 2023/24
Der Freiwilligen-Jahrgang 2023-2024 kurz vor der vorzeitigen Abreise: Lea, Jana, Kim, Jona, Ricky und Linus

Wenig später, am Wochenende 11./12. November, fand in Hamburg die Vorstandssitzung mit Mitgliederversammlung und Vorstandswahlen statt. Etwa 30 Mitglieder des Vereins „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ trafen sich in den Räumen der Jerusalem-Gemeinde. Da, anders als in den vorhergehenden Jahren, keine Gäste aus Israel kommen konnten, waren Dudu Weger und Chaim Appel per Zoom zugeschaltet und berührten die Anwesenden durch ihre bewegenden Berichte zur Situation in Israel im Allgemeinen und in Neve Hanna im Besonderen.

Bei den Vorstandswahlen kandidierten sechs der bisherigen Vorstandsmitglieder für eine weitere Wahlperiode und wurden in ihrem Amt bestätigt.
Roni Winter (seitheriger 1. Vorsitzender), Esther Haidle, Charlotte Kühn, Lior Ahlvers, Julian Hußmann und Ben Otto schieden auf eigenen Wunsch aus und wurden mit herzlichem Dank für ihr jahre- bzw. jahrzehntelanges Engagement aus ihrer Vorstandsverantwortung entlassen.

Der neugewählte Vorstand des Vereins für die Jahre 2023-2027 setzt sich wie folgt zusammen: Hintere Reihe: Ignatius Szlacheta, Thom Kotte (2. Vorsitzender), Leonhard Mühlmeyer Mittlere Reihe: Dagmar Bluthardt (1. Vorsitzende), Felicia Lehmann, Ruben Herzberg, Irmela Jäger Vordere Reihe: Emma Kühnelt, Dana Moch, Simone Berger-Lober Nicht auf dem Bild: Prof. Dr. Elke Schierer und Louis Weise

Aus großer Distanz und aus der Sicherheit des eigenen Zuhauses heraus die Geschehnisse in Israel zu verfolgen und nicht wirklich helfen zu können, lässt sich nicht lange aushalten. So reiste im Februar 2024 die neue Vorsitzende Dagmar Bluthardt für zwei Wochen zu einem Solidaritätsbesuch nach Neve Hanna. Im Mai und Juni folgten die Vorstandsmitglieder Simone Berger-Lober, Thom Kotte und Leonhard Mühlmeyer. Sie trafen in Neve Hanna neben allen Kindern und Mitarbeitenden auf Jona und Linus, zwei der sechs Freiwilligen, die im Oktober 2023 ihren Freiwilligendienst abbrechen mussten. Jona und Linus kehrten auf eigene Verantwortung für drei Monate zurück.

Die Solidaritätsbotschaft berührte alle in Neve Hanna zutiefst und allen voran die beiden Freiwilligen wurden mit offenen Armen begrüßt. Für die Kinder und Mitarbeiter*innen in Neve Hanna war erlebbar, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl erneut grenzüberschreitend ist und Neve Hanna auf Hilfe aus Deutschland zählen kann!

Dagmar hilft anstreichen
Die Neve-Hanna-Leitung mit Thom und Hardy bei einer Lagebesprechung sowie glücklich vor dem fertigen Spielplatz, zu dem unsere Mitglieder und Spender*innen viel beigetragen haben.
Jona und Linus auf Tour

Dass der Verein „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ zu helfen in der Lage ist, dafür sei Ihnen, unseren Mitgliedern und Spender*innen, ganz herzlich gedankt!

Überwältigt haben uns einige große Spenden, die sofort nach dem 7. Oktober eingingen. Aber auch die kleinen und kleinsten Spenden tragen zu dem gemeinsamen Ziel bei, die Kinder Neve Hannas in ihren herausfordernden Lebenslagen zu unterstützen. Was das im Einzelnen sein kann, beschreibt unsere Schatzmeisterin Irmela Jäger folgendermaßen: „Neben den treuen, regelmäßigen Spenden wird auch dankenswerterweise immer wieder zu Spenden statt Blumen bei Trauerfällen und zu Spenden statt Geschenken bei Geburtstagen und familiären Jubiläen aufgerufen. So können wir neben der, gerade jetzt im Krieg noch wichtigeren Therapiearbeit, auch zuverlässig die jüdisch-muslimischen Begegnungen Jugendlicher unterstützen. Außerdem konnten wir einen nennenswerten Beitrag zum neuen, wunderbar angelegten Spielplatz und zu verstärkten Sicherheitsmaßnahmen leisten. Zudem wurden kürzlich zwei Fahrräder angeschafft, die den (künftigen) Freiwilligen einen erweiterten Aktionsradius im immer größer werdenden Kiryat Gat (und Umgebung) ermöglichen werden.

Ein für uns besonders wichtiger Aspekt ist das unveränderte Fortbestehen der Freundschaft zwischen Neve Hanna und arabischen Bürgern Israels, insbesondere den in Rahat lebenden Beduinen. Neben persönlichen Kontakten gehören dazu zwei friedensbewegte Projekte: Täglich kommen beduinische Kinder aus Rahat und jüdische Kinder aus der Umgebung von Kiryat Gat nach der Schule nach Neve Hanna im „Pfad des Friedens“ zusammen, einem seit 2004 erfolgreich durchgeführten Friedensprojekt.

Zudem belebte Neve Hanna Treffen zwischen Jugendlichen aus Rahat und Jugendlichen aus Neve Hanna wieder. Sie sollen miteinander Spaß haben und sich besser kennenlernen. Auf die Weise werden in kleinen Schritten Vorurteile abgebaut und Freundschaften geschlossen; ein stetiger Beitrag zur Völkerverständigung auf dem Weg zu einem Frieden, der im Moment so unerreichbar scheint.

Erstes Kennenlernen bei den jüdisch-muslimischen Jugendtreffen

Neve Hanna lebt seit seiner Gründung von 50 Jahren eine friedliche Koexistenz, denn zu den Mitarbeitenden gehören natürlich auch muslimische Beduin*innen. Doch darüber hinaus pflegt der mehrheitlich jüdische Mitarbeitendenstab freundschaftliche Kontakte nach Rahat, die weit über die Arbeitsbeziehungen hinausgehen. Diese persönlichen Verbindungen sind die Grundvoraussetzung dafür, dass die Erziehung zum Frieden erfolgreich sein kann. Neve Hanna gelingt dies tatsächlich, wie die letzten schwierigen Monate wieder einmal zeigten. Dieser Beitrag zur Verständigung von jüdischen und arabischen Bürger*innen Israels ist umso wertvoller, da Neve Hanna dieses Thema in den Kreis einer Bevölkerung trägt, die damit ansonsten überhaupt nicht in Kontakt käme.

Dem Verein „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ ist es ein ganz besonderes Bedürfnis, in diesen schwierigen Zeiten, welche die Menschen in Israel erleben, vor allem die therapeutische Arbeit wie auch die Friedensarbeit weiterhin zu fördern.

Um Sie auf dem Laufenden zu halten und darüber hinaus weitere Menschen für Neve Hanna wie auch für unsere Arbeit zu interessieren, informieren wir über die neuesten Entwicklungen in Neve Hanna, über den Alltag der Freiwilligen und über unsere Arbeit als deutscher Förderverein auf unserer Website (www.nevehanna.de). Aktuelle Themen finden Sie ebenfalls auf unserem Instagram-Kanal (@nevehanna_freiwilligendienst) wie auch auf dem des Kinderheimes (@nevehanna_il).

Schauen Sie doch mal rein!

Im Namen des Vorstands des Vereins „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ grüßen Sie mit einem herzlichem Schalom

Dr. Dagmar Bluthardt und Thom Kotte

Sommerrundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,

Es ist ein langer Weg zum Frieden – verbunden mit einem immerwährenden Ringen um Toleranz, Respekt und Demokratie. Diese Lernprozesse müssen frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen angebahnt und im Tun gefördert werden.

Neve Hannas Ziel ist, die Grundlagen für ein friedliches Miteinander in jeder:m Einzelnen und in der Gesellschaft zu schaffen.

Die Vision der Heimgründerin Hanni Ullmann vor fast 50 Jahren war es, Kindern mit einer besonders schwierigen Sozialisation in einem Kinderheim bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen – einen Erfahrungsraum, der sie befähigt, konstruktiv und offen die Vorgaben ihres eigenen Lebens und die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten.

So entstand mit viel Willen, Tatkraft und Ausdauer Neve Hanna.

In einem zutiefst zerrissenen Land mit fortdauernden Unruhen bleibt die Herausforderung, kleine, aber grundlegende und stetige Bausteine für ein friedlicheres Miteinander zu schaffen, eine zentrale Aufgabe des Kinderheims. Der Weg dahin ist oft ein steiniger Pfad.

Um ein Teil der Stadtgesellschaft zu sein, liegt die Einrichtung eingebettet in einem Stadtteil. Die sozialpädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Verbindung mit den Ursprungsfamilien der Kinder zu erhalten. Die Kinder besuchen öffentliche Schulen. In der dem Heim angegliederten Bäckerei sowie dem Tierpark sind Besucher:innen willkommen. Darauf sind die Neve Hanna-Kinder zu Recht stolz.

Im letzten Jahr haben wir folgende Bereiche besonders unterstützt:

„Pfad des Friedens“ für Kinder ab acht Jahren

Seit 2004 gibt es diese Gruppe, in der beduinisch-muslimische Kinder gemeinsam mit jüdischen Kindern die Nachmittage verbringen und nach dem Abendessen wieder nach Hause gebracht werden. Sie wird konsequenterweise von einem beduinischen Erzieher und einer jüdischen Erzieherin geleitet. Die Kinder nehmen an den Nachmittagsaktivitäten des Kinderheims teil. Dazu gehören selbstverständlich Spiel und Spaß, das Feiern von Festen und Feiertagen, aber auch therapeutische Maßnahmen, eine schulische Förderung und ein Freizeitprogramm, das die Kinder dazu anregen soll, neugierig zu sein, mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, aber auch ein verbindendes Miteinander entstehen zu lassen.

Dialog zwischen Jugendlichen aus Neve Hanna und der nahegelegenen beduinischen Stadt Rahat

Jeweils 12 Jugendliche aus Rahat und aus Neve Hanna treffen sich alle zwei Wochen. Ein jüdischer Mitarbeiter des Neve Hanna-Teams sowie eine christliche Araberin leiten diese Treffen. Gemeinsam versuchen sie, einander näher zu kommen, mehr über die andere Religion, die andere ethnische Gemeinschaft und die Sitten und Bräuche zu lernen. So wächst das Verständnis für die jeweils „Anderen“ und sie lernen gleichzeitig auch mehr über sich selbst. Da auch hier die Familien involviert werden und die Lehrer:innen an den Schulen dieses Projekt unterstützen, erweitert sich der Wirkungskreis zusätzlich.

Folgende Aktivitäten sind dabei besondere Schwerpunkte:

  • kultureller Austausch über Gebräuche und Gebote der jeweils anderen Religion

  • therapeutische Förderung der Kinder, um ihnen zu helfen, mit den Folgen der Pandemie sowie auch ihren ursprünglichen Traumata umzugehen (z.B. Reittherapie)

  • gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern des „Pfad des Friedens“, die von Sozialarbeiter:innen und Betreuer:innen begleitet werden, z.B. Kochkurse

  • Erweiterung der seit 2022 neuaufgebauten Leihbücherei um arabischsprachige Bücher

Das Team in Neve Hanna kann nur in seinem kleinen bescheidenen Rahmen Zeichen von Toleranz und Offenheit sowie Impulse setzen, aber dieses tut es engagiert und mit viel Freude!

Der Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. hatte auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg einen Stand. Dort haben wir über Neve Hanna und die Möglichkeit des Volontärdienstes im Rahmen des IJFD informiert. Viele interessante Gespräche und das gemeinsame Miteinander haben dem Team Spaß gemacht.

Wir konnten die Auswertung der Volontärszeit der Freiwilligen beider letzten Jahrgänge leider nur per Zoom durchführen. Nun haben wir mit einem 2-Tagesseminar in Berlin beide Jahrgänge ganz offiziell abgeschossen.

Eines liegt mir noch am Herzen:

Einerseits wurde bei einer staatlichen Inspektion des Kinderheims festgestellt, dass Neve Hanna Vorbildcharakter für andere Institutionen hat, andererseits bemängelt, dass der vorhandene Spielplatz in einem sehr maroden Zustand ist. Er musste sogar geschlossen werden!

Helfen Sie mit einer Spende, den Spielplatz so ansprechend mit neuen Spielgeräten zu gestalten, dass dort gespielt, gelacht und im Miteinander eigene Grenzen erweitert werden können.

Außerdem möchte ich Sie hiermit jetzt schon herzlich einladen
zu unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 11. November 2023 in Hamburg.

Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Die Einladung wird rechtzeitig an die Mitglieder versandt. Interessierte sind herzlich willkommen. Genaueres ist unserer Homepage, unter der Kategorie „Über Uns“, zu entnehmen.

Hier gibt es den Rundbrief 2023 auch noch im PDF-Format.

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich R. Winter.

Corona Sonderspenden

Ein ungewöhnliches Jahr voller turbulenter Ereignisse im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie neigt sich dem Ende zu. Daher freut es den Verein umso mehr, im Jahr 2020 Corona Sonderspenden im hohen vierstelligen Bereich eingenommen zu haben und nach Neve Hanna weiterleiten zu können. Bis Mitte Februar kamen 8.320,-€ (aktualisiert am 12.02.2021) zusammen.

Spenden jeglicher Art an den Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. Hamburg können im Übrigen steuerlich geltend gemacht werden! Unser Spendenkonto zur Unterstützung des Kinderheimes Neve Hanna in Kiryat Gat finden Sie hier. Sie wollen auch in Zeiten der Pandemie helfen? Dann geben Sie im Verwendungszweck das Stichwort „Corona“ an und nennen Sie uns eine aktuelle Adresse, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zukommen lassen können.

Bewegender Rückblick des letzten Jahrgangs

Dass Freiwilligendienste in aktuellen Zeiten unter besonderen Umständen leiden, ist kein Geheimnis. Wie jedoch bereits in früheren Beiträgen deutlich wurde, arbeitet Neve Hanna mit seinen helfenden Händen – unter anderem aus Deutschland – mit aller Kraft daran, einen geregelten Alltag für die Kinder in Kiryat Gat aufrecht zu erhalten.

Die deutschen Freiwilligen sind dazu ein wichtiger Baustein. Nachdem das letzte Dienstjahr aufgrund der Corona-Pandemie ein jähes Ende nahm, haben nun die Freiwilligen des Jahrgangs 2019/2020 retrospektiv ihre bewegenden Eindrücke aus den letzten Tagen und Stunden ihres Auslandsjahres für uns zusammengefasst.

„Wir erinnern uns sehr lebhaft an den Abend, an dem unser normales Volo-Jahr zu einem sehr speziellen wurde. Wir saßen alle in unseren Kindergruppen und haben gespannt auf den Bildschirm geschaut. Netanyahu sollte eine Pressekonferenz geben, um das weitere Vorgehen zu erläutern im Kampf gegen das Coronavirus zu erklären. Wir beobachteten wie quasi an einem Abend ein ganzes Land geschlossen wurde.

An dem Abend beschlossen wir und die Shinshinim noch ein letztes Mal in Kiryat Gat einen Burger zu essen zu gehen, wir wussten ja nicht wann es wieder die Möglichkeit dazu geben wird.

Damit begann eine verrückte Zeit. Liron die Rabbinerin war nur noch über Zoom in die Kindergruppen geschaltet, mit dem Bäckereiauto fuhren wir durch die Gegend um Spenden von plötzlich geschlossenen Cafés aufzusammeln und irgendwie mussten die Kinder beschäftigt werden, deren Lebensrhythmus von einen auf den anderen Tag über den Haufen geworfen wurde.

Irgendwann wurde es klar, dass wir uns leider früher als geplant verabschieden müssen. Keiner von uns hat es mit trockenen Augen geschafft der eigenen Kindergruppe zu erklären, dass wir wieder nach Deutschland müssen und auch der Abschied von den Shinshinim schmerzte sehr. 

So begaben wir uns an einem Donnerstagabend auf die Heimreise, die für manche von uns erst Samstagabend endete.

Mittlerweile haben wir alle mit unserem Studium einen neuen Lebensabschnitt begonnen, und doch können wir es kaum erwarten wieder an Galina vorbei durchs Tor hereinzuspazieren und all die Leute in den Arm zu nehmen, von denen wir uns so plötzlich verabschieden mussten.“

Anmerkungen:

  • Benjamin Netanjahu ist der israelische Ministerpräsident.
  • Als „Shinshinim“ werden die israelischen Freiwilligen bezeichnet.
  • Galina ist eine der Pförtner*innen, die den Ein- und Ausgang des Kinderheims im Blick haben.

 

Volostart in Neve Hanna

Ob das gelingen konnte, war eine Zitterpartie bis zum Schluss. Denn dieses Jahr war bekanntlich alles anders. Den letzten Jahrgang mussten wir per Weisung des Bundesministeriums im März zurückholen – ob und wann eine Ausreise des neu ausgewählten Jahrgangs gelingen könnte, stand in den Sternen. Im Mai/Juni bekamen wir schließlich sowohl aus Israel als auch von den deutschen Behörden die Signale, dass grundsätzlich der Wille da ist, dass Volontäre entsendet werden dürfen, aber mit Visum über das israelische Konsulat und vielen neuen Bedingungen und Formularen. Unzählige Mails, WhatsApp-Nachrichten und Zoom-Konferenzen später waren alle Unterlagen beisammen, die Vorfreude unserer Volontär*innen zum Glück noch nicht verflogen, die Nerven von allen Beteiligten aber ordentlich strapaziert, bis Anfang September die Pässe mit den Visa im Briefkasten lagen (Lior sei Dank!) und klar war, es kann jetzt wirklich losgehen. Am 16. September ging es dann über den Istanbuler Transit nach Tel Aviv wo unsere sechs Neuankömmlinge sicher nach Neve Hanna chauffiert wurden, um erst einmal in die obligatorische Quarantäne ins Volohaus entlassen zu werden. Natürlich mit entsprechenden Nahrungsmittelvorräten und gut beschäftigt mit dem Einführungsseminar via Zoom. Nun dürfen die ersten schon die Quarantäne verlassen und machen sich für den Streichelzoo „Pinat Chai“ fit!
 
Das nennen wir Einsatz und wünschen Johanna und Maggie, Elias, Jonathan, Leonhard, und Michel das Beste und ein guten Start in Neve Hanna! Gleichzeitig dankt der Verein den Volontärs-Beauftragten Simone, Thomas und Julian für ihren unermüdlichen Einsatz, um auch in turbulenten Zeiten das Kinderheim mit Freiwilligen unterstützen zu können!
 
 

Update Spendenaufruf „Corona“

„Die Familien unserer Kinder, die in ’normalen‘ Zeiten am äußersten Rand der Gesellschaft stehen,
werden durch die gegenwärtige Situation noch weiter an den sozioökonomischen Rand gedrängt,
wenn nicht sogar darüber hinaus. Daher gilt jetzt:
Neve Hanna muss für seine Kinder da sein, jetzt erst recht.
Mehr denn je leben wir in den letzten Wochen darüber hinaus den Grundsatz:
Wir lassen keine einzige Familie unserer Kinder außen vor; wir halten zusammen!“
– Antje Naujoks, Öffentlichkeitsbeauftragte von Neve Hanna, über die Situation vor Ort

In Folge unseres Spendenaufrufs vom 19. März 2020, der sich auf die besondere – auch finanzielle – Notlage im Kinderheim bezog, erreichten uns bereits 5.960,-€ (Stand 04. Juli). Dafür möchten wir uns als Verein im Namen von Neve Hanna ganz herzlich bedanken und Sie ermutigen, die Kinder und Mitarbeiter*innen auch weiterhin tatkräftig zu unterstützen.

Über den Button gelangen Sie zum Spendenaufruf vom 19. März 2020 und zur Bankverbindung unseres Vereins.