Sommerrundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,

Es ist ein langer Weg zum Frieden – verbunden mit einem immerwährenden Ringen um Toleranz, Respekt und Demokratie. Diese Lernprozesse müssen frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen angebahnt und im Tun gefördert werden.

Neve Hannas Ziel ist, die Grundlagen für ein friedliches Miteinander in jeder:m Einzelnen und in der Gesellschaft zu schaffen.

Die Vision der Heimgründerin Hanni Ullmann vor fast 50 Jahren war es, Kindern mit einer besonders schwierigen Sozialisation in einem Kinderheim bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen – einen Erfahrungsraum, der sie befähigt, konstruktiv und offen die Vorgaben ihres eigenen Lebens und die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten.

So entstand mit viel Willen, Tatkraft und Ausdauer Neve Hanna.

In einem zutiefst zerrissenen Land mit fortdauernden Unruhen bleibt die Herausforderung, kleine, aber grundlegende und stetige Bausteine für ein friedlicheres Miteinander zu schaffen, eine zentrale Aufgabe des Kinderheims. Der Weg dahin ist oft ein steiniger Pfad.

Um ein Teil der Stadtgesellschaft zu sein, liegt die Einrichtung eingebettet in einem Stadtteil. Die sozialpädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Verbindung mit den Ursprungsfamilien der Kinder zu erhalten. Die Kinder besuchen öffentliche Schulen. In der dem Heim angegliederten Bäckerei sowie dem Tierpark sind Besucher:innen willkommen. Darauf sind die Neve Hanna-Kinder zu Recht stolz.

Im letzten Jahr haben wir folgende Bereiche besonders unterstützt:

„Pfad des Friedens“ für Kinder ab acht Jahren

Seit 2004 gibt es diese Gruppe, in der beduinisch-muslimische Kinder gemeinsam mit jüdischen Kindern die Nachmittage verbringen und nach dem Abendessen wieder nach Hause gebracht werden. Sie wird konsequenterweise von einem beduinischen Erzieher und einer jüdischen Erzieherin geleitet. Die Kinder nehmen an den Nachmittagsaktivitäten des Kinderheims teil. Dazu gehören selbstverständlich Spiel und Spaß, das Feiern von Festen und Feiertagen, aber auch therapeutische Maßnahmen, eine schulische Förderung und ein Freizeitprogramm, das die Kinder dazu anregen soll, neugierig zu sein, mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, aber auch ein verbindendes Miteinander entstehen zu lassen.

Dialog zwischen Jugendlichen aus Neve Hanna und der nahegelegenen beduinischen Stadt Rahat

Jeweils 12 Jugendliche aus Rahat und aus Neve Hanna treffen sich alle zwei Wochen. Ein jüdischer Mitarbeiter des Neve Hanna-Teams sowie eine christliche Araberin leiten diese Treffen. Gemeinsam versuchen sie, einander näher zu kommen, mehr über die andere Religion, die andere ethnische Gemeinschaft und die Sitten und Bräuche zu lernen. So wächst das Verständnis für die jeweils „Anderen“ und sie lernen gleichzeitig auch mehr über sich selbst. Da auch hier die Familien involviert werden und die Lehrer:innen an den Schulen dieses Projekt unterstützen, erweitert sich der Wirkungskreis zusätzlich.

Folgende Aktivitäten sind dabei besondere Schwerpunkte:

  • kultureller Austausch über Gebräuche und Gebote der jeweils anderen Religion

  • therapeutische Förderung der Kinder, um ihnen zu helfen, mit den Folgen der Pandemie sowie auch ihren ursprünglichen Traumata umzugehen (z.B. Reittherapie)

  • gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern des „Pfad des Friedens“, die von Sozialarbeiter:innen und Betreuer:innen begleitet werden, z.B. Kochkurse

  • Erweiterung der seit 2022 neuaufgebauten Leihbücherei um arabischsprachige Bücher

Das Team in Neve Hanna kann nur in seinem kleinen bescheidenen Rahmen Zeichen von Toleranz und Offenheit sowie Impulse setzen, aber dieses tut es engagiert und mit viel Freude!

Der Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. hatte auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg einen Stand. Dort haben wir über Neve Hanna und die Möglichkeit des Volontärdienstes im Rahmen des IJFD informiert. Viele interessante Gespräche und das gemeinsame Miteinander haben dem Team Spaß gemacht.

Wir konnten die Auswertung der Volontärszeit der Freiwilligen beider letzten Jahrgänge leider nur per Zoom durchführen. Nun haben wir mit einem 2-Tagesseminar in Berlin beide Jahrgänge ganz offiziell abgeschossen.

Eines liegt mir noch am Herzen:

Einerseits wurde bei einer staatlichen Inspektion des Kinderheims festgestellt, dass Neve Hanna Vorbildcharakter für andere Institutionen hat, andererseits bemängelt, dass der vorhandene Spielplatz in einem sehr maroden Zustand ist. Er musste sogar geschlossen werden!

Helfen Sie mit einer Spende, den Spielplatz so ansprechend mit neuen Spielgeräten zu gestalten, dass dort gespielt, gelacht und im Miteinander eigene Grenzen erweitert werden können.

Außerdem möchte ich Sie hiermit jetzt schon herzlich einladen
zu unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 11. November 2023 in Hamburg.

Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Die Einladung wird rechtzeitig an die Mitglieder versandt. Interessierte sind herzlich willkommen. Genaueres ist unserer Homepage, unter der Kategorie „Über Uns“, zu entnehmen.

Hier gibt es den Rundbrief 2023 auch noch im PDF-Format.

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich R. Winter.

Corona Sonderspenden

Ein ungewöhnliches Jahr voller turbulenter Ereignisse im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie neigt sich dem Ende zu. Daher freut es den Verein umso mehr, im Jahr 2020 Corona Sonderspenden im hohen vierstelligen Bereich eingenommen zu haben und nach Neve Hanna weiterleiten zu können. Bis Mitte Februar kamen 8.320,-€ (aktualisiert am 12.02.2021) zusammen.

Spenden jeglicher Art an den Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. Hamburg können im Übrigen steuerlich geltend gemacht werden! Unser Spendenkonto zur Unterstützung des Kinderheimes Neve Hanna in Kiryat Gat finden Sie hier. Sie wollen auch in Zeiten der Pandemie helfen? Dann geben Sie im Verwendungszweck das Stichwort „Corona“ an und nennen Sie uns eine aktuelle Adresse, damit wir Ihnen eine Spendenbescheinigung zukommen lassen können.

Bewegender Rückblick des letzten Jahrgangs

Dass Freiwilligendienste in aktuellen Zeiten unter besonderen Umständen leiden, ist kein Geheimnis. Wie jedoch bereits in früheren Beiträgen deutlich wurde, arbeitet Neve Hanna mit seinen helfenden Händen – unter anderem aus Deutschland – mit aller Kraft daran, einen geregelten Alltag für die Kinder in Kiryat Gat aufrecht zu erhalten.

Die deutschen Freiwilligen sind dazu ein wichtiger Baustein. Nachdem das letzte Dienstjahr aufgrund der Corona-Pandemie ein jähes Ende nahm, haben nun die Freiwilligen des Jahrgangs 2019/2020 retrospektiv ihre bewegenden Eindrücke aus den letzten Tagen und Stunden ihres Auslandsjahres für uns zusammengefasst.

„Wir erinnern uns sehr lebhaft an den Abend, an dem unser normales Volo-Jahr zu einem sehr speziellen wurde. Wir saßen alle in unseren Kindergruppen und haben gespannt auf den Bildschirm geschaut. Netanyahu sollte eine Pressekonferenz geben, um das weitere Vorgehen zu erläutern im Kampf gegen das Coronavirus zu erklären. Wir beobachteten wie quasi an einem Abend ein ganzes Land geschlossen wurde.

An dem Abend beschlossen wir und die Shinshinim noch ein letztes Mal in Kiryat Gat einen Burger zu essen zu gehen, wir wussten ja nicht wann es wieder die Möglichkeit dazu geben wird.

Damit begann eine verrückte Zeit. Liron die Rabbinerin war nur noch über Zoom in die Kindergruppen geschaltet, mit dem Bäckereiauto fuhren wir durch die Gegend um Spenden von plötzlich geschlossenen Cafés aufzusammeln und irgendwie mussten die Kinder beschäftigt werden, deren Lebensrhythmus von einen auf den anderen Tag über den Haufen geworfen wurde.

Irgendwann wurde es klar, dass wir uns leider früher als geplant verabschieden müssen. Keiner von uns hat es mit trockenen Augen geschafft der eigenen Kindergruppe zu erklären, dass wir wieder nach Deutschland müssen und auch der Abschied von den Shinshinim schmerzte sehr. 

So begaben wir uns an einem Donnerstagabend auf die Heimreise, die für manche von uns erst Samstagabend endete.

Mittlerweile haben wir alle mit unserem Studium einen neuen Lebensabschnitt begonnen, und doch können wir es kaum erwarten wieder an Galina vorbei durchs Tor hereinzuspazieren und all die Leute in den Arm zu nehmen, von denen wir uns so plötzlich verabschieden mussten.“

Anmerkungen:

  • Benjamin Netanjahu ist der israelische Ministerpräsident.
  • Als „Shinshinim“ werden die israelischen Freiwilligen bezeichnet.
  • Galina ist eine der Pförtner*innen, die den Ein- und Ausgang des Kinderheims im Blick haben.

 

Volostart in Neve Hanna

Ob das gelingen konnte, war eine Zitterpartie bis zum Schluss. Denn dieses Jahr war bekanntlich alles anders. Den letzten Jahrgang mussten wir per Weisung des Bundesministeriums im März zurückholen – ob und wann eine Ausreise des neu ausgewählten Jahrgangs gelingen könnte, stand in den Sternen. Im Mai/Juni bekamen wir schließlich sowohl aus Israel als auch von den deutschen Behörden die Signale, dass grundsätzlich der Wille da ist, dass Volontäre entsendet werden dürfen, aber mit Visum über das israelische Konsulat und vielen neuen Bedingungen und Formularen. Unzählige Mails, WhatsApp-Nachrichten und Zoom-Konferenzen später waren alle Unterlagen beisammen, die Vorfreude unserer Volontär*innen zum Glück noch nicht verflogen, die Nerven von allen Beteiligten aber ordentlich strapaziert, bis Anfang September die Pässe mit den Visa im Briefkasten lagen (Lior sei Dank!) und klar war, es kann jetzt wirklich losgehen. Am 16. September ging es dann über den Istanbuler Transit nach Tel Aviv wo unsere sechs Neuankömmlinge sicher nach Neve Hanna chauffiert wurden, um erst einmal in die obligatorische Quarantäne ins Volohaus entlassen zu werden. Natürlich mit entsprechenden Nahrungsmittelvorräten und gut beschäftigt mit dem Einführungsseminar via Zoom. Nun dürfen die ersten schon die Quarantäne verlassen und machen sich für den Streichelzoo „Pinat Chai“ fit!
 
Das nennen wir Einsatz und wünschen Johanna und Maggie, Elias, Jonathan, Leonhard, und Michel das Beste und ein guten Start in Neve Hanna! Gleichzeitig dankt der Verein den Volontärs-Beauftragten Simone, Thomas und Julian für ihren unermüdlichen Einsatz, um auch in turbulenten Zeiten das Kinderheim mit Freiwilligen unterstützen zu können!
 
 

Update Spendenaufruf „Corona“

„Die Familien unserer Kinder, die in ’normalen‘ Zeiten am äußersten Rand der Gesellschaft stehen,
werden durch die gegenwärtige Situation noch weiter an den sozioökonomischen Rand gedrängt,
wenn nicht sogar darüber hinaus. Daher gilt jetzt:
Neve Hanna muss für seine Kinder da sein, jetzt erst recht.
Mehr denn je leben wir in den letzten Wochen darüber hinaus den Grundsatz:
Wir lassen keine einzige Familie unserer Kinder außen vor; wir halten zusammen!“
– Antje Naujoks, Öffentlichkeitsbeauftragte von Neve Hanna, über die Situation vor Ort

In Folge unseres Spendenaufrufs vom 19. März 2020, der sich auf die besondere – auch finanzielle – Notlage im Kinderheim bezog, erreichten uns bereits 5.960,-€ (Stand 04. Juli). Dafür möchten wir uns als Verein im Namen von Neve Hanna ganz herzlich bedanken und Sie ermutigen, die Kinder und Mitarbeiter*innen auch weiterhin tatkräftig zu unterstützen.

Über den Button gelangen Sie zum Spendenaufruf vom 19. März 2020 und zur Bankverbindung unseres Vereins.