Besuch in Neve Hanna

Im Laufe der letzen Monate sind immer wieder Vorstandmitglieder und ehemalige Volontär*innen in Neve Hanna zu Besuch gewesen. Manche von ihnen bleiben auch länger, um Neve Hanna zu unterstützen, wo es geht. Trotz des intensiven Engagements  der Mitarbeitenden und der israelischen Freiwilligen („Shinshinim“), ist das Fehlen der deutschen Freiwilligen spürbar, und sie werden sehr vermisst. Deshalb leisten Jona und Linus, die noch bis Ende Juni in Kyriat Gat bleiben, ganz großartige Arbeit mit ihrer eigenständigen Rückkehr nach Neve Hanna. Vor Ort bemüht sich Antje C. Naujoks weiterhin, den beiden Seminartage zu ermöglichen, die sie im Rahmen ihres Internationalen Jugendfreiwilligendienstes (IJFD) gehabt hätten. So besuchten sie vor kurzem die beduinische Stadt Hura. Außerdem sind Jona und Linus mit Thom und Leonhard aus dem deutschen Vorstand für einen Tag nach Tel Aviv gefahren. Dort haben sie unter anderem zahlreiche Gedenkorte für die Geiseln besucht.

 

 

Sommerrundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,

Es ist ein langer Weg zum Frieden – verbunden mit einem immerwährenden Ringen um Toleranz, Respekt und Demokratie. Diese Lernprozesse müssen frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen angebahnt und im Tun gefördert werden.

Neve Hannas Ziel ist, die Grundlagen für ein friedliches Miteinander in jeder:m Einzelnen und in der Gesellschaft zu schaffen.

Die Vision der Heimgründerin Hanni Ullmann vor fast 50 Jahren war es, Kindern mit einer besonders schwierigen Sozialisation in einem Kinderheim bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen – einen Erfahrungsraum, der sie befähigt, konstruktiv und offen die Vorgaben ihres eigenen Lebens und die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten.

So entstand mit viel Willen, Tatkraft und Ausdauer Neve Hanna.

In einem zutiefst zerrissenen Land mit fortdauernden Unruhen bleibt die Herausforderung, kleine, aber grundlegende und stetige Bausteine für ein friedlicheres Miteinander zu schaffen, eine zentrale Aufgabe des Kinderheims. Der Weg dahin ist oft ein steiniger Pfad.

Um ein Teil der Stadtgesellschaft zu sein, liegt die Einrichtung eingebettet in einem Stadtteil. Die sozialpädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Verbindung mit den Ursprungsfamilien der Kinder zu erhalten. Die Kinder besuchen öffentliche Schulen. In der dem Heim angegliederten Bäckerei sowie dem Tierpark sind Besucher:innen willkommen. Darauf sind die Neve Hanna-Kinder zu Recht stolz.

Im letzten Jahr haben wir folgende Bereiche besonders unterstützt:

„Pfad des Friedens“ für Kinder ab acht Jahren

Seit 2004 gibt es diese Gruppe, in der beduinisch-muslimische Kinder gemeinsam mit jüdischen Kindern die Nachmittage verbringen und nach dem Abendessen wieder nach Hause gebracht werden. Sie wird konsequenterweise von einem beduinischen Erzieher und einer jüdischen Erzieherin geleitet. Die Kinder nehmen an den Nachmittagsaktivitäten des Kinderheims teil. Dazu gehören selbstverständlich Spiel und Spaß, das Feiern von Festen und Feiertagen, aber auch therapeutische Maßnahmen, eine schulische Förderung und ein Freizeitprogramm, das die Kinder dazu anregen soll, neugierig zu sein, mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, aber auch ein verbindendes Miteinander entstehen zu lassen.

Dialog zwischen Jugendlichen aus Neve Hanna und der nahegelegenen beduinischen Stadt Rahat

Jeweils 12 Jugendliche aus Rahat und aus Neve Hanna treffen sich alle zwei Wochen. Ein jüdischer Mitarbeiter des Neve Hanna-Teams sowie eine christliche Araberin leiten diese Treffen. Gemeinsam versuchen sie, einander näher zu kommen, mehr über die andere Religion, die andere ethnische Gemeinschaft und die Sitten und Bräuche zu lernen. So wächst das Verständnis für die jeweils „Anderen“ und sie lernen gleichzeitig auch mehr über sich selbst. Da auch hier die Familien involviert werden und die Lehrer:innen an den Schulen dieses Projekt unterstützen, erweitert sich der Wirkungskreis zusätzlich.

Folgende Aktivitäten sind dabei besondere Schwerpunkte:

  • kultureller Austausch über Gebräuche und Gebote der jeweils anderen Religion

  • therapeutische Förderung der Kinder, um ihnen zu helfen, mit den Folgen der Pandemie sowie auch ihren ursprünglichen Traumata umzugehen (z.B. Reittherapie)

  • gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern des „Pfad des Friedens“, die von Sozialarbeiter:innen und Betreuer:innen begleitet werden, z.B. Kochkurse

  • Erweiterung der seit 2022 neuaufgebauten Leihbücherei um arabischsprachige Bücher

Das Team in Neve Hanna kann nur in seinem kleinen bescheidenen Rahmen Zeichen von Toleranz und Offenheit sowie Impulse setzen, aber dieses tut es engagiert und mit viel Freude!

Der Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. hatte auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg einen Stand. Dort haben wir über Neve Hanna und die Möglichkeit des Volontärdienstes im Rahmen des IJFD informiert. Viele interessante Gespräche und das gemeinsame Miteinander haben dem Team Spaß gemacht.

Wir konnten die Auswertung der Volontärszeit der Freiwilligen beider letzten Jahrgänge leider nur per Zoom durchführen. Nun haben wir mit einem 2-Tagesseminar in Berlin beide Jahrgänge ganz offiziell abgeschossen.

Eines liegt mir noch am Herzen:

Einerseits wurde bei einer staatlichen Inspektion des Kinderheims festgestellt, dass Neve Hanna Vorbildcharakter für andere Institutionen hat, andererseits bemängelt, dass der vorhandene Spielplatz in einem sehr maroden Zustand ist. Er musste sogar geschlossen werden!

Helfen Sie mit einer Spende, den Spielplatz so ansprechend mit neuen Spielgeräten zu gestalten, dass dort gespielt, gelacht und im Miteinander eigene Grenzen erweitert werden können.

Außerdem möchte ich Sie hiermit jetzt schon herzlich einladen
zu unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 11. November 2023 in Hamburg.

Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Die Einladung wird rechtzeitig an die Mitglieder versandt. Interessierte sind herzlich willkommen. Genaueres ist unserer Homepage, unter der Kategorie „Über Uns“, zu entnehmen.

Hier gibt es den Rundbrief 2023 auch noch im PDF-Format.

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich R. Winter.

Rahat, Purim, Pessach – ein Volo-Update

Egal ob es gerade darum geht eine Geisterbahn zu bauen, für ein Seminar nach Rahat zu fahren oder 120 Kisten mit Lebensmittelspenden zu packen – bei den Volos ist immer etwas los.

Anfang März, zu Purim, ähnlich dem deutschen Fasching oder Karneval, gestalteten und bauten die Volos ihren eigenen Gruselparcour für die Kinder. Jedes Jahr wird in Neve Hanna eine Kirmes veranstaltet, für die jede Kindergruppe einen Stand baut. Es wird gemeinsam getanzt, sich verkleidet und gefeiert.

Volos bauen Geisterbahn
Nach den Festlichkeiten ging es dann direkt weiter mit einem Seminartag in Rahat. Gemeinsam mit dem deutschen Vorstand sind die Volos in die ca. eine Stunde entfernte Beduinenstadt gefahren und wurden dort herzlich empfangen. Neben einem Stadtrundgang besuchten sie auch die örtliche Schule. Zum Abschluss des Tages wurden sie in Rahat zum Essen eingeladen.

Volos mit Vorstand in Rahat

Diesen Sonntag begannen sie dann gemeinsam mit den Angestellten und Kindern Neve Hannas, Pessach zu feiern. Zwar beginnt das zehntägige Fest erst am Mittwoch, 5.4.23, da die Kinder jedoch über die Feiertage ihre Familien besuchen oder in Pflegefamilien aufgenommen werden, feierten alle in den Familiengruppen bereits gemeinsam.

Neben einem besonderen Abendessen half ganz Neve Hanna außerdem, 120 Kisten mit Lebensmittelspenden für Pessach zu packen. Diese Aktivität ist organisiert von der Jugendgruppe, “Panas Rechov” (“Straßenlampe”), des Kinderheims. Wöchentlich packen die Jugendlichen Lebensmittelspenden und verteilen diese an bedürftige Familien. Die “Großaktion” zu Pessach ist eine Tradition. Während Mitglieder der Gruppe bereits Monate im Voraus Spenden sammeln und die Verteilung organisieren, hilft ganz Neve Hanna schließlich beim Packen der Kisten. So wird insgesamt ca. 120 Familien ein Pessach-Mahl ermöglicht.

Kisten packen
Nach vereinter Arbeit in der Sonne ging es dann in die Familiengruppen. Dort wurde die Geschichte des Auszuges aus Ägypten, an den Pessach erinnert, gelesen und anschließend gemeinsam zu Abend gegessen.

Wüstentrip der Volos

Unsere Volontär*innen berichten von ihrem Wüstenausflug gemeinsam mit den israelischen Freiwilligen (Shinshinim) und Mitarbeitenden Neve Hannas.

Die Volos in der Negev

Unser Wüstenseminar vom 3. bis 5. Januar startete mit einem Ausflug zum Ramon Krater in der Negev Wüste, dem größten Krater Israels, auf den wir eine tolle Aussicht hatten. Dann ging es durch den Krater weiter zu einem Naturpool, in den einige von uns sogar hineingesprungen sind. Von dort aus sind wir dann weiter in Richtung unseres Camps für die Nacht gefahren. Bevor wir bei der Antilopenfarm angekommen sind, haben wir noch eine Pause mit Honigmelone und selbst gebrautem Bier von Dudu gemacht.

Die Antilopenfarm war eine atemberaubende Location. Unsere Erwartungen wurden noch weiter übertroffen, als wir am zweiten Tag eine Safari durch das Gelände machten und neben verschiedenen Gazellenarten auch echte Zebras zu sehen bekamen! Wie schon am ersten Abend, haben wir auch den zweiten Tag mit Grillen gemeinsam beendet.

Für viele von uns war der letzte Tag dann aber das größte Highlight. Zunächst frühstückten wir im Garten eines Bauernpaares im Rentenalter. Während die Frau für uns das Essen zubereitete, welches ausschließlich aus selbstangebautem Gemüse und organischen Zutaten bestand, erzählte der Mann uns ein wenig über ihre Anbaumethoden – sie gehen komplett ohne Pestizide und co. vor. Entsprechend lecker war dann auch das Essen.  Anschließend fuhren wir zum toten Meer, wo eine weitere Überraschung auf uns wartete – Man hatte für uns Kayakfahren organisiert! Trotz der Kälte hatten wir dabei alle viel Spaß und die Erfahrung schweißte uns definitiv weiter zusammen. Erschöpft, aber glücklich, fuhren wir dann wieder nach Neve Hanna zurück, wo uns einige Kinder freudig empfingen.

Vielen Dank an Johanna für diesen tollen Einblick!

Shoa-Seminartag in Jerusalem

Kürzlich hatten unsere Freiwilligen ihren ersten Seminartag vor Ort in Israel. Dafür ging es in Begelitung von Antje Naujoks, Politikwissenschaftlerin, nach Jerusalem in die Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem, in der die Volos an einer geführten Besichtigung teilnahmen.

In einem kurzen Bericht, den uns die Sechs zukommen ließen, schreiben sie:

„Es war ein sehr intensiver und bewegender Tag. Wir gingen durch den “Garten der Gerechten” und sahen in die Flammen des ewigen Feuers in der “Halle der Erinnerung”. Das Denkmal für die Kinder empfanden wir als besonders ergreifend. Wir bewegten uns durch einen gespiegelten Raum, umgeben von dem Licht vielfach reflektierter Kerzen. Dabei wurden die Namen der 1.5 Millionen während des Holocaust ermordeten jüdischen Kinder eingesprochen. Wir sind sehr dankbar, dass wir durch dieses Seminar die Möglichkeit bekamen, diesen intensivien Tag des Gedenkens gemeinsam erleben zu dürfen.“

Seminare über gleich mehrere Tage oder Seminartage wie dieser in Jerusalem sind fester Bestandteil unseres vom Bund geförderten Internationalen Jugendfreiwilligendienstes. Sie finden in Vor- und Nachbereitung des Auslandsjahres in Deutschland statt, und laufen vor allem während des Aufenthaltes in Israel zu verschiedensten Themen.

Im Rahmen des Shoa-Seminars werden regelmäßig Überlebende eingebunden, die ihre Geschichte an junge Deutsche weitergeben, um gemeinsam gegen ein Vergessen anzukämpfen. Damit sind die Volos in einer ganz besonderen und wichtigen Position. Sie gehören zu den Jahrgängen, die noch aus erster Hand von Zeitzeug*innen erfahren können, was ansonsten in Geschichtsbüchern steht und in Mahnmalen oder Museen wiedergegeben wird. Sie sind Teil davon, das Erinnern lebendig zu halten!

Neuer Freiwilligenjahrgang

Der Freiwilligenjahrgang 2021/22. Von links nach rechts: Anna-Lena, Jacob, Emma, Lorina, Aaron und Ainhoa.

Wir sind überglücklich! Unsere diesjährigen Freiwilligen 2021/22 sind bereits seit gut eineinhalb Monaten in Neve Hanna angekommen und haben sich gut eingelebt. Die hohen jüdischen Feiertage des Septembers durften sie schon fleißig unter anderem mit den israelischen Freiwilligen verbringen.

Die Einreise nach Israel war dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie mit langem Bangen, viel Bürokratie, Vor und Zurück verbunden. Während der obligatorischen Quarantäne nutzten die Volontär*innen jedoch ihre Zeit, um sich im Freiwilligenhaus einzurichten, sodass sie gut in Neve Hanna starten konnten.

Das Kinderheim Neve Hanna und wir freuen uns sehr, dass die Volontär*innen ihren Freiwilligendienst trotz Widrigkeiten antreten konnten und wünschen ihnen viel Erfolg im IJFD, Freude sowie eine erlebnisreiche Zeit in Neve Hanna und Israel!

Die einzelnen Vorstellungen unserer Freiwilligen sowie weitere Bilder können auf unserem Instagram-Account bestaunt werden!