Freiwillige in Neve Hanna

der Jahrgang 2023/24
Der neue Volojahrgang 2023/24 von links nach rechts: Leah, Jana, Kim, Jona, Ricky und Linus

Seit zwei Wochen sind unsere neuen Freiwilligen in Neve Hanna und haben seit ihrer Ankunft auch schon volles Programm. Neben dem Einführungsseminar haben sie ihre israelischen Mitfreiwilligen kennengelernt und waren gemeinsam essen. Inzwischen haben sie bereits begonnen, in einer der Arbeitsstationen – in der Küche, im Garten, in der Bäckerei oder im Streichelzoo – zu arbeiten und haben auch erste Kontakte in ihren Familiengruppen geknüpft.

Wir wünschen ihnen auch an dieser Stelle noch einmal ein wunderbares Jahr und IJFD und freuen uns, dass die sechs Neve Hanna so tatkräftig unterstützen. Regelmäßige Updates und Berichte aus dem Alltag der Volontär:innen gibt es auch auf dem instagram-Kanal von Neve Hanna.

Sommerrundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,

Es ist ein langer Weg zum Frieden – verbunden mit einem immerwährenden Ringen um Toleranz, Respekt und Demokratie. Diese Lernprozesse müssen frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen angebahnt und im Tun gefördert werden.

Neve Hannas Ziel ist, die Grundlagen für ein friedliches Miteinander in jeder:m Einzelnen und in der Gesellschaft zu schaffen.

Die Vision der Heimgründerin Hanni Ullmann vor fast 50 Jahren war es, Kindern mit einer besonders schwierigen Sozialisation in einem Kinderheim bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen – einen Erfahrungsraum, der sie befähigt, konstruktiv und offen die Vorgaben ihres eigenen Lebens und die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten.

So entstand mit viel Willen, Tatkraft und Ausdauer Neve Hanna.

In einem zutiefst zerrissenen Land mit fortdauernden Unruhen bleibt die Herausforderung, kleine, aber grundlegende und stetige Bausteine für ein friedlicheres Miteinander zu schaffen, eine zentrale Aufgabe des Kinderheims. Der Weg dahin ist oft ein steiniger Pfad.

Um ein Teil der Stadtgesellschaft zu sein, liegt die Einrichtung eingebettet in einem Stadtteil. Die sozialpädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Verbindung mit den Ursprungsfamilien der Kinder zu erhalten. Die Kinder besuchen öffentliche Schulen. In der dem Heim angegliederten Bäckerei sowie dem Tierpark sind Besucher:innen willkommen. Darauf sind die Neve Hanna-Kinder zu Recht stolz.

Im letzten Jahr haben wir folgende Bereiche besonders unterstützt:

„Pfad des Friedens“ für Kinder ab acht Jahren

Seit 2004 gibt es diese Gruppe, in der beduinisch-muslimische Kinder gemeinsam mit jüdischen Kindern die Nachmittage verbringen und nach dem Abendessen wieder nach Hause gebracht werden. Sie wird konsequenterweise von einem beduinischen Erzieher und einer jüdischen Erzieherin geleitet. Die Kinder nehmen an den Nachmittagsaktivitäten des Kinderheims teil. Dazu gehören selbstverständlich Spiel und Spaß, das Feiern von Festen und Feiertagen, aber auch therapeutische Maßnahmen, eine schulische Förderung und ein Freizeitprogramm, das die Kinder dazu anregen soll, neugierig zu sein, mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, aber auch ein verbindendes Miteinander entstehen zu lassen.

Dialog zwischen Jugendlichen aus Neve Hanna und der nahegelegenen beduinischen Stadt Rahat

Jeweils 12 Jugendliche aus Rahat und aus Neve Hanna treffen sich alle zwei Wochen. Ein jüdischer Mitarbeiter des Neve Hanna-Teams sowie eine christliche Araberin leiten diese Treffen. Gemeinsam versuchen sie, einander näher zu kommen, mehr über die andere Religion, die andere ethnische Gemeinschaft und die Sitten und Bräuche zu lernen. So wächst das Verständnis für die jeweils „Anderen“ und sie lernen gleichzeitig auch mehr über sich selbst. Da auch hier die Familien involviert werden und die Lehrer:innen an den Schulen dieses Projekt unterstützen, erweitert sich der Wirkungskreis zusätzlich.

Folgende Aktivitäten sind dabei besondere Schwerpunkte:

  • kultureller Austausch über Gebräuche und Gebote der jeweils anderen Religion

  • therapeutische Förderung der Kinder, um ihnen zu helfen, mit den Folgen der Pandemie sowie auch ihren ursprünglichen Traumata umzugehen (z.B. Reittherapie)

  • gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern des „Pfad des Friedens“, die von Sozialarbeiter:innen und Betreuer:innen begleitet werden, z.B. Kochkurse

  • Erweiterung der seit 2022 neuaufgebauten Leihbücherei um arabischsprachige Bücher

Das Team in Neve Hanna kann nur in seinem kleinen bescheidenen Rahmen Zeichen von Toleranz und Offenheit sowie Impulse setzen, aber dieses tut es engagiert und mit viel Freude!

Der Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. hatte auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg einen Stand. Dort haben wir über Neve Hanna und die Möglichkeit des Volontärdienstes im Rahmen des IJFD informiert. Viele interessante Gespräche und das gemeinsame Miteinander haben dem Team Spaß gemacht.

Wir konnten die Auswertung der Volontärszeit der Freiwilligen beider letzten Jahrgänge leider nur per Zoom durchführen. Nun haben wir mit einem 2-Tagesseminar in Berlin beide Jahrgänge ganz offiziell abgeschossen.

Eines liegt mir noch am Herzen:

Einerseits wurde bei einer staatlichen Inspektion des Kinderheims festgestellt, dass Neve Hanna Vorbildcharakter für andere Institutionen hat, andererseits bemängelt, dass der vorhandene Spielplatz in einem sehr maroden Zustand ist. Er musste sogar geschlossen werden!

Helfen Sie mit einer Spende, den Spielplatz so ansprechend mit neuen Spielgeräten zu gestalten, dass dort gespielt, gelacht und im Miteinander eigene Grenzen erweitert werden können.

Außerdem möchte ich Sie hiermit jetzt schon herzlich einladen
zu unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 11. November 2023 in Hamburg.

Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Die Einladung wird rechtzeitig an die Mitglieder versandt. Interessierte sind herzlich willkommen. Genaueres ist unserer Homepage, unter der Kategorie „Über Uns“, zu entnehmen.

Hier gibt es den Rundbrief 2023 auch noch im PDF-Format.

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich R. Winter.

Rahat, Purim, Pessach – ein Volo-Update

Egal ob es gerade darum geht eine Geisterbahn zu bauen, für ein Seminar nach Rahat zu fahren oder 120 Kisten mit Lebensmittelspenden zu packen – bei den Volos ist immer etwas los.

Anfang März, zu Purim, ähnlich dem deutschen Fasching oder Karneval, gestalteten und bauten die Volos ihren eigenen Gruselparcour für die Kinder. Jedes Jahr wird in Neve Hanna eine Kirmes veranstaltet, für die jede Kindergruppe einen Stand baut. Es wird gemeinsam getanzt, sich verkleidet und gefeiert.

Volos bauen Geisterbahn
Nach den Festlichkeiten ging es dann direkt weiter mit einem Seminartag in Rahat. Gemeinsam mit dem deutschen Vorstand sind die Volos in die ca. eine Stunde entfernte Beduinenstadt gefahren und wurden dort herzlich empfangen. Neben einem Stadtrundgang besuchten sie auch die örtliche Schule. Zum Abschluss des Tages wurden sie in Rahat zum Essen eingeladen.

Volos mit Vorstand in Rahat

Diesen Sonntag begannen sie dann gemeinsam mit den Angestellten und Kindern Neve Hannas, Pessach zu feiern. Zwar beginnt das zehntägige Fest erst am Mittwoch, 5.4.23, da die Kinder jedoch über die Feiertage ihre Familien besuchen oder in Pflegefamilien aufgenommen werden, feierten alle in den Familiengruppen bereits gemeinsam.

Neben einem besonderen Abendessen half ganz Neve Hanna außerdem, 120 Kisten mit Lebensmittelspenden für Pessach zu packen. Diese Aktivität ist organisiert von der Jugendgruppe, “Panas Rechov” (“Straßenlampe”), des Kinderheims. Wöchentlich packen die Jugendlichen Lebensmittelspenden und verteilen diese an bedürftige Familien. Die “Großaktion” zu Pessach ist eine Tradition. Während Mitglieder der Gruppe bereits Monate im Voraus Spenden sammeln und die Verteilung organisieren, hilft ganz Neve Hanna schließlich beim Packen der Kisten. So wird insgesamt ca. 120 Familien ein Pessach-Mahl ermöglicht.

Kisten packen
Nach vereinter Arbeit in der Sonne ging es dann in die Familiengruppen. Dort wurde die Geschichte des Auszuges aus Ägypten, an den Pessach erinnert, gelesen und anschließend gemeinsam zu Abend gegessen.

Wüstentrip der Volos

Unsere Volontär*innen berichten von ihrem Wüstenausflug gemeinsam mit den israelischen Freiwilligen (Shinshinim) und Mitarbeitenden Neve Hannas.

Die Volos in der Negev

Unser Wüstenseminar vom 3. bis 5. Januar startete mit einem Ausflug zum Ramon Krater in der Negev Wüste, dem größten Krater Israels, auf den wir eine tolle Aussicht hatten. Dann ging es durch den Krater weiter zu einem Naturpool, in den einige von uns sogar hineingesprungen sind. Von dort aus sind wir dann weiter in Richtung unseres Camps für die Nacht gefahren. Bevor wir bei der Antilopenfarm angekommen sind, haben wir noch eine Pause mit Honigmelone und selbst gebrautem Bier von Dudu gemacht.

Die Antilopenfarm war eine atemberaubende Location. Unsere Erwartungen wurden noch weiter übertroffen, als wir am zweiten Tag eine Safari durch das Gelände machten und neben verschiedenen Gazellenarten auch echte Zebras zu sehen bekamen! Wie schon am ersten Abend, haben wir auch den zweiten Tag mit Grillen gemeinsam beendet.

Für viele von uns war der letzte Tag dann aber das größte Highlight. Zunächst frühstückten wir im Garten eines Bauernpaares im Rentenalter. Während die Frau für uns das Essen zubereitete, welches ausschließlich aus selbstangebautem Gemüse und organischen Zutaten bestand, erzählte der Mann uns ein wenig über ihre Anbaumethoden – sie gehen komplett ohne Pestizide und co. vor. Entsprechend lecker war dann auch das Essen.  Anschließend fuhren wir zum toten Meer, wo eine weitere Überraschung auf uns wartete – Man hatte für uns Kayakfahren organisiert! Trotz der Kälte hatten wir dabei alle viel Spaß und die Erfahrung schweißte uns definitiv weiter zusammen. Erschöpft, aber glücklich, fuhren wir dann wieder nach Neve Hanna zurück, wo uns einige Kinder freudig empfingen.

Vielen Dank an Johanna für diesen tollen Einblick!

Sommerferien in Neve Hanna und Rückblick

In Israel sind die Sommerferien in vollem Gange, die Kinder und Jugendlichen in Neve Hanna sind nach Möglichkeit zu Hause oder mit einer Gruppe, die im Kinderheim bleibt im Urlaub in dem Ferienhaus Neve Hannas in Rosh Pina und auch die deutschen Freiwilligen kehren nach einem erlebnisreichen und intensiven Jahr langsam wieder nach Deutschland zurück. Zeit für einen Rückblick!

Die letzten Monate waren von vielen spannenden Ereignissen sowohl für die in Neve Hanna lebenden Kinder und Jugendlichen, als auch für die Mitarbeitenden geprägt.

Im Juni konnte nach einer zweijährigen pandemiebedingten Pause wieder die Deutsch-Israelische Jugendbegegnung Mail@More stattfinden. Einige Jugendlichen aus Neve Hanna reisten mit Mitarbeitenden nach Wiesbaden, um dort Wiesbadener Jugendliche zu treffen, die am Projekt teilnehmen. Sie hatten eine wunderbare Reise durch Deutschland mit vielen gemeinsamen Aktivitäten, wobei sie sich gegenseitig kennenlernten, aber auch viel über andere Kulturen. Im Oktober findet die Rückreise der Wiesbadener Jugendlichen nach Israel statt.

Im Juli ging das Mitarbeiter*innen-Team Neve Hannas auf gemeinsame Tour in den Norden Israels um sich zu erholen und ihre Gemeinschaft zu stärken. Erste Station war das Kinderheim „Ahawa“ in Kiryat Bialik, welcher ein ganz besonderer Ort für Neve Hanna ist. Die Gründerin Neve Hannas, Hanni Ullmann, half beim Aufbau von Ahawa im vor-staatlichen Israel, nachdem sie in den 1920er Jahren für das jüdische Kinderheim Ahawa in Berlin gearbeitet hatte. Sie half damit, jüdische Kinder vor der NS-Verfolgung zu retten. Das Team von Neve Hanna genoss es sehr, die Einrichtung, die Hanni Ullmann in den Jahren vor der Gründung Neve Hannas 1974 als Direktorin leitete, zu besuchen und mehr über sie zu erfahren.

Mitte Juli ging es für vier Mitarbeitende Neve Hannas, unter anderem dem Leiter Neve Hannas, Itzik Bohadana, für eine Weiterbildung nach Deutschland. Im Herbst 2019 startete Neve Hanna ein internationales Trainingsprogramm mit der Stiftung Jugendhilfe in Esslingen, Deutschland, genannt Video Home Training (VHT) bzw. VHT International. VHT vermittelt Sozialarbeiter*innen und Therapeut*innen einzigartige Fähigkeiten für die Arbeit mit Klient*innen. Während der Pandemie wurde das Trainingsprogramm über Zoom fortgesetzt. Nichtsdestotrotz waren die ersten persönlichen Treffen ein Höhepunkt, um den Abschluss des ersten Jahrgangs des VHT-Programms zu feiern. Die Teilnehmenden Neve Hannas wurden von Fachleuten der Ben-Gurion-Universität des Negev begleitet. In Deutschland fanden dank der deutschen Koordination, welche mit der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg zusammenarbeitet, viele Aktivitäten statt.

Währenddessen ging das Schuljahr in Israel zur Neige und die Sommerferien begannen. Wie jedes Jahr wurde durch die unermüdliche Arbeit der Mitarbeitenden, aber nicht zuletzt auch der israelischen und deutschen Freiwilligen, ein Sommer Camp mit einem abwechslungsreichen Ferienprogramm für die Kinder und Jugendlichen in Neve Hanna auf die Beine gestellt. Ob gemeinschaftliche Spiele, erlebnispädagogische Aktivitäten, ein Ausflug in den Freizeitpark oder eine groß angelegte Wasserschlacht – alle kamen auf ihre Kosten und hatten Spaß!

 

Auswahlseminar in Leipzig

Am letzten Februarwochenende fand unser Auswahlseminar für die neuen Freiwilligen – ganz traditionell – in Leipzig statt. Letztes Jahr war dies leider nur online möglich. Umso größer war unser aller Freude, das Seminar 2022 wieder live und in Farbe durchführen zu können und so einen persönlichen Austausch zu ermöglichen.

Aus allen eingegangenen Bewerbungen haben wir zehn motivierte und spannende Interessent*innen eingeladen und durften diese für ein Wochenende näher kennenlernen. Wie jedes Jahr war auch dieses mal die Auswahl nicht leicht. Bei den Kandidat*innen handelte es sich durchweg um tolle, engagierte, junge Menschen.

Bei zahlreichen Gruppenaktivitäten, bei Infosessions, einer guten Portion Spaß und nicht zuletzt hervorragendem Essen verging die Zeit wie im Flug. Im Laufe des Wochenendes konnten wir uns ein genaueres Bild von den individuellen Vorstellungen und Zielen der Bewerber*innen machen.  So konnten unsere Volobtärsbeauftragten schließlich, gemeinsam mit dem eigens für das Seminar aus Israel angereisten Präsidenten des Kinderheims, Dudu Weger, eine Auswahl vornehmen.

Wir freuen uns, die neuen Freiwilligen in der Neve Hanna-Familie begrüßen zu dürfen und auf das Wiedersehen im Sommer für das gemeinsame Vorbereitungsseminar.

Shoa-Seminartag in Jerusalem

Kürzlich hatten unsere Freiwilligen ihren ersten Seminartag vor Ort in Israel. Dafür ging es in Begelitung von Antje Naujoks, Politikwissenschaftlerin, nach Jerusalem in die Shoa-Gedenkstätte Yad Vashem, in der die Volos an einer geführten Besichtigung teilnahmen.

In einem kurzen Bericht, den uns die Sechs zukommen ließen, schreiben sie:

„Es war ein sehr intensiver und bewegender Tag. Wir gingen durch den “Garten der Gerechten” und sahen in die Flammen des ewigen Feuers in der “Halle der Erinnerung”. Das Denkmal für die Kinder empfanden wir als besonders ergreifend. Wir bewegten uns durch einen gespiegelten Raum, umgeben von dem Licht vielfach reflektierter Kerzen. Dabei wurden die Namen der 1.5 Millionen während des Holocaust ermordeten jüdischen Kinder eingesprochen. Wir sind sehr dankbar, dass wir durch dieses Seminar die Möglichkeit bekamen, diesen intensivien Tag des Gedenkens gemeinsam erleben zu dürfen.“

Seminare über gleich mehrere Tage oder Seminartage wie dieser in Jerusalem sind fester Bestandteil unseres vom Bund geförderten Internationalen Jugendfreiwilligendienstes. Sie finden in Vor- und Nachbereitung des Auslandsjahres in Deutschland statt, und laufen vor allem während des Aufenthaltes in Israel zu verschiedensten Themen.

Im Rahmen des Shoa-Seminars werden regelmäßig Überlebende eingebunden, die ihre Geschichte an junge Deutsche weitergeben, um gemeinsam gegen ein Vergessen anzukämpfen. Damit sind die Volos in einer ganz besonderen und wichtigen Position. Sie gehören zu den Jahrgängen, die noch aus erster Hand von Zeitzeug*innen erfahren können, was ansonsten in Geschichtsbüchern steht und in Mahnmalen oder Museen wiedergegeben wird. Sie sind Teil davon, das Erinnern lebendig zu halten!

Neuer Freiwilligenjahrgang

Der Freiwilligenjahrgang 2021/22. Von links nach rechts: Anna-Lena, Jacob, Emma, Lorina, Aaron und Ainhoa.

Wir sind überglücklich! Unsere diesjährigen Freiwilligen 2021/22 sind bereits seit gut eineinhalb Monaten in Neve Hanna angekommen und haben sich gut eingelebt. Die hohen jüdischen Feiertage des Septembers durften sie schon fleißig unter anderem mit den israelischen Freiwilligen verbringen.

Die Einreise nach Israel war dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie mit langem Bangen, viel Bürokratie, Vor und Zurück verbunden. Während der obligatorischen Quarantäne nutzten die Volontär*innen jedoch ihre Zeit, um sich im Freiwilligenhaus einzurichten, sodass sie gut in Neve Hanna starten konnten.

Das Kinderheim Neve Hanna und wir freuen uns sehr, dass die Volontär*innen ihren Freiwilligendienst trotz Widrigkeiten antreten konnten und wünschen ihnen viel Erfolg im IJFD, Freude sowie eine erlebnisreiche Zeit in Neve Hanna und Israel!

Die einzelnen Vorstellungen unserer Freiwilligen sowie weitere Bilder können auf unserem Instagram-Account bestaunt werden!

Neues Haus für die Freiwilligen

 

Das Untergeschoss mit offener Küche und Wohnbereich

Es gibt wieder tolle Neuigkeiten rund um unsere Volontär*innen! Unsere Freiwilligen sind in ein neues Haus gezogen, das sie auch zukünftig ganz alleine bewohnen. Die Idee der Leitung von Neve Hanna ein extra Haus außerhalb des Heimgeländes – jedoch in unmittelbarer Nähe – zu erwerben, traf bei allen Beteiligten auf große Begeisterung. Die neue Heimstätte hat sechs Schlafzimmer (anstatt bisher drei), wovon der Großteil durch die Freiwilligen selbst bewohnt wird und auch genug Raum für Gäste bleibt. Hinzu kommen ein großes Wohnzimmer mit Esstisch und einem neuen Fernseher sowie eine offene Küche. Die Freiwilligen schreiben dazu: „Der Kühlschrank ist um einiges größer und der Gasherd ist auch ein echtes Upgrade.“Statt der altbekannten Lümmelecke (erst vor dem Haus, später dahinter) kommen die Volontär*innen nun sogar in den Genuss eines großen Balkons, der sich auch bereits zum Wäsche trocknen etabliert hat. Außerdem verfügt das neue Haus über zwei Badezimmer, auf jeder Etage eins.

Auch die Volontär*innen sind über ihr neues „Volohaus“ begeistert: „Wir sind umgezogen! Inzwischen wohnen wir schon seit ein paar Monaten in einem Haus direkt neben dem Kindeheim. Inzwischen haben wir uns gut eingelebt und genießen sehr, neben und nicht mehr auf dem Kinderheimgelände zu wohnen – so steht nicht plötzlich jemand mitten im eigenen Zimmer. Wenn wir gerade mal nicht arbeiten, setzen wir uns gerne nach draußen oder auf den Balkon und wenn es da mal zu heiß ist, was leider recht häufig vorkommt, bietet sich auch das Wohnzimmer mit neuer Klimaanlage an, das sonst auch häufig zum Filme gucken, Konsole spielen oder für wöchentliche Gruppenabende genutzt wird.“

Weitere Einblicke und Fotos wird es in Kürze auf unserem Instagram-Kanal @nevehanna_freiwilligendienst geben!

Der Balkon im Obergeschoss mit Blick rüber ins Kinderheim.

Bewegender Rückblick des letzten Jahrgangs

Dass Freiwilligendienste in aktuellen Zeiten unter besonderen Umständen leiden, ist kein Geheimnis. Wie jedoch bereits in früheren Beiträgen deutlich wurde, arbeitet Neve Hanna mit seinen helfenden Händen – unter anderem aus Deutschland – mit aller Kraft daran, einen geregelten Alltag für die Kinder in Kiryat Gat aufrecht zu erhalten.

Die deutschen Freiwilligen sind dazu ein wichtiger Baustein. Nachdem das letzte Dienstjahr aufgrund der Corona-Pandemie ein jähes Ende nahm, haben nun die Freiwilligen des Jahrgangs 2019/2020 retrospektiv ihre bewegenden Eindrücke aus den letzten Tagen und Stunden ihres Auslandsjahres für uns zusammengefasst.

„Wir erinnern uns sehr lebhaft an den Abend, an dem unser normales Volo-Jahr zu einem sehr speziellen wurde. Wir saßen alle in unseren Kindergruppen und haben gespannt auf den Bildschirm geschaut. Netanyahu sollte eine Pressekonferenz geben, um das weitere Vorgehen zu erläutern im Kampf gegen das Coronavirus zu erklären. Wir beobachteten wie quasi an einem Abend ein ganzes Land geschlossen wurde.

An dem Abend beschlossen wir und die Shinshinim noch ein letztes Mal in Kiryat Gat einen Burger zu essen zu gehen, wir wussten ja nicht wann es wieder die Möglichkeit dazu geben wird.

Damit begann eine verrückte Zeit. Liron die Rabbinerin war nur noch über Zoom in die Kindergruppen geschaltet, mit dem Bäckereiauto fuhren wir durch die Gegend um Spenden von plötzlich geschlossenen Cafés aufzusammeln und irgendwie mussten die Kinder beschäftigt werden, deren Lebensrhythmus von einen auf den anderen Tag über den Haufen geworfen wurde.

Irgendwann wurde es klar, dass wir uns leider früher als geplant verabschieden müssen. Keiner von uns hat es mit trockenen Augen geschafft der eigenen Kindergruppe zu erklären, dass wir wieder nach Deutschland müssen und auch der Abschied von den Shinshinim schmerzte sehr. 

So begaben wir uns an einem Donnerstagabend auf die Heimreise, die für manche von uns erst Samstagabend endete.

Mittlerweile haben wir alle mit unserem Studium einen neuen Lebensabschnitt begonnen, und doch können wir es kaum erwarten wieder an Galina vorbei durchs Tor hereinzuspazieren und all die Leute in den Arm zu nehmen, von denen wir uns so plötzlich verabschieden mussten.“

Anmerkungen:

  • Benjamin Netanjahu ist der israelische Ministerpräsident.
  • Als „Shinshinim“ werden die israelischen Freiwilligen bezeichnet.
  • Galina ist eine der Pförtner*innen, die den Ein- und Ausgang des Kinderheims im Blick haben.