Bericht aus Israel

9. November 2023

Liebe Freundinnen und Freunde,

in Neve Hanna ist soweit alles in Ordnung. Wir sind mehrheitlich zu unserem üblichen Fahrplan zurückgekehrt. Die Kinder sind teilweise zurück zum Unterricht in der Schule, einige länger, andere verkürzt, wieder andere haben Zoom-Unterricht. Das schafft viel Arbeitsaufwand bezüglich Feinabstimmungen, Abholungen und Verfügbarkeit des Teams.

Auch weiterhin sind wir nicht vollzählig, denn nach wie vor sind einige Kinder mit ihren Eltern unter den Evakuierten, verstreut irgendwo im Land. Zudem kann ich berichten, dass wir in der letzten Woche ein Kind neu aufgenommen haben, das diese Lösung dringend brauchte. Er lebt sich gut ein.

Die Tageshorte sind nach wie vor nicht vollständig, aber inzwischen stimmen mehr Eltern aus Kiryat Gat zu, die Kinder am Nachmittag zu schicken. Der Raketenbeschuss hat stark nachgelassen, wenngleich alle weiterhin misstrauisch sind.

Auch nachts sind wir dabei, zu unserem üblichen Modell zurückzukehren. Die Shinshinim schlafen zwar weiterhin in den Wohngruppen, aber ansonsten ist wieder der Nachtwachdienst anwesend. Ein weiteres Wort zu den Shinshinim: Unter ihnen sind etliche Kibbuzniks, die Freund*innen verloren und daher eine schwere Zeit haben. Auch sie brauchen die Umarmung der Neve Hanna-Familie mehr als sonst.

Veränderungen gibt es ansonsten im Umfeld:

  • Unsere drei Kinder im Wehrdienst sind voll eingespannt und brauchen viel Unterstützung. Das betrifft vor allem ein Mädchen, das am 7. Oktober im Kibbuz Nahal Oz war, in dem viele Hamas-Terroristen ein fürchterliches Massaker anrichteten. Dieser Kibbuz-Gemeinschaft vermisst rund ein Viertel der 471 Mitglieder, die entweder ermordet oder entführt wurden.
  • Von unseren ehemaligen Kindern sind etliche zum Reservedienst einberufen, darunter auch zwei, die heute in Neve Hanna arbeiten. Auch zu ihnen halten wir Kontakt.
  • Darüber hinaus fehlt uns im Team die Anwesenheit einer Sozialarbeiterin, die mit ihrer Familie unter den Evakuierten ist und kein Zuhause mehr hat, in das die Familie zurückkehren kann. Natürlich hat Neve Hanna eine Lösung angeboten, doch die Familie hat noch keine Entscheidung gefällt.
  • Ansonsten merkt man unserem Team an, dass viele weitere von der erschütterten Sicherheitslage betroffen sind: Wir haben nicht wenige Mitarbeiter*innen, die in den Dörfern und Kibbuzim der Region leben. Sie alle haben sich für bewaffnete Nachtwachen gemeldet; eine zusätzliche Belastung neben der vollen Berufstätigkeit.

Dennoch sind wir guter Dinge – und das müssen wir sein – nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns selbst. Um die Moral zu heben hat Dudu, der ja seit Jahren töpfert, gerade heute einen Workshop angeboten. Es wurden Blumen gefertigt, in Erinnerung an alle Gefallenen.

Für heute herzlichst,
Eure Antje C. Naujoks

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert