Bericht aus Israel

23. November 2023

Liebe Freundinnen und Freunde,

rund um das Kinderheim kann man nie den Begriff „statisch“ anbringen, denn immer ist etwas los. Und doch: In der letzten Woche gab es keine großen Veränderungen, außer, dass wir Schritt für Schritt zu unserem Rhythmus zurückfinden. Dazu gehört, dass inzwischen auch die beduinischen Kinder aus Rahat wieder den Tageshort besuchen, wenngleich die Kinder aus Ashkelon nach wie vor keine behördliche Erlaubnis für die Fahrt zu uns bekommen. Zudem haben die Kinder in Kiryat Gat wieder regulären Schulunterricht, was für sie eine große Erleichterung ist, denn mit dem Zoom-Unterricht tun sie sich unendlich schwer.

In diesen Tagen sind die Vorbereitungen für Channukka angelaufen. Heute war für die Kinder ein besonderer Nachmittag, denn die Geschenkmöglichkeiten wurden präsentiert – gestaffelt nach Alter. Jede Gruppe hat eine feste Zeit, zu der sie die „Ausstellung“ besucht. Nachfolgend entscheidet sich jedes Kind, welche drei Geschenke die persönlichen Favoriten sind. Wie Ihr wisst, gelingt es uns im Allgemeinen, den „Wunsch Platz 1“ zu erfüllen. Mit dieser Aktion steigt dann auch die Vorfreude!

Noch einige kurze Worte zur Yeladudes-Bäckerei. Der Verkauf hat mächtig unter der Situation gelitten. Wir arbeiten eigentlich nur auf Bestellung und für einige Verkaufsstände im Zentrum des Landes. Keine schöne Situation, aber damit geht es uns wie vielen anderen Betrieben im Land. Da in der Bäckerei weiterhin keine Jugendlichen arbeiten dürfen – von dort aus ist es zu weit für eine größere Gruppe zum Schutzraum –, ist die gemäßigte Auftragslage andererseits ein Segen, denn sonst könnte die Arbeit gar nicht bewältigt werden.


Für heute mit den besten Grüßen,
Antje C. Naujoks

Bericht aus Israel

15. November 2023

Liebe Freundinnen und Freunde,

mit den heutigen Zeilen möchte ich Euch an zwei besonderen Momenten, die wir alle in Neve Hanna erlebten, teilhaben lassen. Der letzte Shabbat war in Neve Hanna ein traurig-besinnlicher Shabbat. Die Kinder haben draußen einen großen Tisch aufgebaut und wunderschön gedeckt. Doch kein einziger der 30 Gäste war anwesend. Dieser Tisch wurde nämlich für die 30 Kinder gedeckt, die im Gazastreifen festgehalten werden. An jedem Stuhl war ein gelber Luftballon befestigt. Dieses Symbol war für unsere Kinder sehr emotional, denn gerade mit den Jüngeren unter den fast 240 Entführten können sie sich besonders identifizieren. Schließlich sind viele in ihrem Alter, aber auch jünger oder älter, so wie ihre Geschwister. 

Ansonsten findet sich Neve Hanna weiter in die neue Routine im Zeichen des Krieges ein. Das Lernen erfolgt nach wie vor in sehr unterschiedlicher Form, was für alle anstrengend ist. Unsere Therapeut*innen arbeiten nonstop. Trotzdem halten wir an geplanten Veranstaltungen fest, zumindest wenn es um die Umsetzung auf unserem Gelände geht. Aktivitäten außerhalb sind weiterhin so gut wie nicht möglich. Gestern begingen wir, so wie jedes Jahr, das Sigd-Fest, den zentralen Feiertag der äthiopischen Juden, der in Israel 2008 als Feiertag eingeführt wurde. Team-Mitglieder haben aufgrund ihrer äthiopischen Herkunft tatkräftig geholfen, eine authentische Feier auf die Beine zu stellen, die für alle eine gelungene Abwechslung war.

Herzlichst,
Antje C. Naujoks

Bericht aus Israel

9. November 2023

Liebe Freundinnen und Freunde,

in Neve Hanna ist soweit alles in Ordnung. Wir sind mehrheitlich zu unserem üblichen Fahrplan zurückgekehrt. Die Kinder sind teilweise zurück zum Unterricht in der Schule, einige länger, andere verkürzt, wieder andere haben Zoom-Unterricht. Das schafft viel Arbeitsaufwand bezüglich Feinabstimmungen, Abholungen und Verfügbarkeit des Teams.

Auch weiterhin sind wir nicht vollzählig, denn nach wie vor sind einige Kinder mit ihren Eltern unter den Evakuierten, verstreut irgendwo im Land. Zudem kann ich berichten, dass wir in der letzten Woche ein Kind neu aufgenommen haben, das diese Lösung dringend brauchte. Er lebt sich gut ein.

Die Tageshorte sind nach wie vor nicht vollständig, aber inzwischen stimmen mehr Eltern aus Kiryat Gat zu, die Kinder am Nachmittag zu schicken. Der Raketenbeschuss hat stark nachgelassen, wenngleich alle weiterhin misstrauisch sind.

Auch nachts sind wir dabei, zu unserem üblichen Modell zurückzukehren. Die Shinshinim schlafen zwar weiterhin in den Wohngruppen, aber ansonsten ist wieder der Nachtwachdienst anwesend. Ein weiteres Wort zu den Shinshinim: Unter ihnen sind etliche Kibbuzniks, die Freund*innen verloren und daher eine schwere Zeit haben. Auch sie brauchen die Umarmung der Neve Hanna-Familie mehr als sonst.

Veränderungen gibt es ansonsten im Umfeld:

  • Unsere drei Kinder im Wehrdienst sind voll eingespannt und brauchen viel Unterstützung. Das betrifft vor allem ein Mädchen, das am 7. Oktober im Kibbuz Nahal Oz war, in dem viele Hamas-Terroristen ein fürchterliches Massaker anrichteten. Dieser Kibbuz-Gemeinschaft vermisst rund ein Viertel der 471 Mitglieder, die entweder ermordet oder entführt wurden.
  • Von unseren ehemaligen Kindern sind etliche zum Reservedienst einberufen, darunter auch zwei, die heute in Neve Hanna arbeiten. Auch zu ihnen halten wir Kontakt.
  • Darüber hinaus fehlt uns im Team die Anwesenheit einer Sozialarbeiterin, die mit ihrer Familie unter den Evakuierten ist und kein Zuhause mehr hat, in das die Familie zurückkehren kann. Natürlich hat Neve Hanna eine Lösung angeboten, doch die Familie hat noch keine Entscheidung gefällt.
  • Ansonsten merkt man unserem Team an, dass viele weitere von der erschütterten Sicherheitslage betroffen sind: Wir haben nicht wenige Mitarbeiter*innen, die in den Dörfern und Kibbuzim der Region leben. Sie alle haben sich für bewaffnete Nachtwachen gemeldet; eine zusätzliche Belastung neben der vollen Berufstätigkeit.

Dennoch sind wir guter Dinge – und das müssen wir sein – nicht nur für die Kinder, sondern auch für uns selbst. Um die Moral zu heben hat Dudu, der ja seit Jahren töpfert, gerade heute einen Workshop angeboten. Es wurden Blumen gefertigt, in Erinnerung an alle Gefallenen.

Für heute herzlichst,
Eure Antje C. Naujoks

Bericht aus Israel

2. November 2023

Neve Hanna ist, was die Kinder der Wohngruppen angeht, seit einigen Tagen wieder fast vollständig. Einige wenige Kinder sind noch mit ihren Familien zusammen in Eilat, also ganz im Süden des Landes, weil sie von den Behörden dorthin evakuiert wurden. Das Sozialministerium kümmert sich darum, dass auch diese Kinder Anfang der kommenden Woche wieder nach Neve Hanna zurückkehren können.

Mit so vielen Kindern zurück in Neve Hanna sind jetzt wieder alle Wohngruppen in Aktion. Wir haben keine „Notfallroutine“ mehr, sondern entwickeln inzwischen einen festen Fahrplan für einen „Umgang mit einer langanhaltenderen Krisenlage“. Richtungsweisend sind dabei die behördlichen Anweisungen nicht nur des Sozialministeriums, sondern vor allem auch des Zivilschutzes, der für jede Region die Lage alle zwölf Stunden neu einschätzt. Auf diese Anweisungen des Zivilschutzes geht auch zurück, dass in Kiryat Gat der Schulunterricht weiterhin ausschließlich über Zoom läuft.

Bezüglich unserer drei Tageshorte ergibt sich ein anderes Bild. Bislang kommen die Kinder, die in Kiryat Gat wohnen, an den Nachmittagen nach Neve Hanna. Die Einschätzung des Zivilschutzes wird in der nächsten Woche vorgeben, ob auch die Tageshortkinder aus Ashkelon und Rahat, die eine längere Fahrt zurücklegen müssen, wieder nach Neve Hanna kommen können.

Wir haben unser therapeutisches Angebot massiv ausgeweitet. Der Streichelzoo war noch nie so lebendig! Auch Spiel- und Kunsttherapie sind aufgestockt. Zudem sind wir dabei, wieder mehr Yoga und „guided imagery“ (geführte bildliche Darstellung) anzubieten. David, unser Sportlehrer, ist ebenfalls stark eingebunden.

Nach wie vor kommen Spiel und Spaß nicht zu kurz. Hier nur ein Beispiel vom gestrigen Nachmittag: Es kam eine Frau nach Neve Hanna, die Lach-Workshops anbietet. Die Videoclips sind bemerkenswert, alle Kinder sind total bei der Sache und die Versammlungshalle war ausgefüllt mit Kichern, Gackern und lautem Lachen. Eine sehr ansteckende Sache, gut so!

Für heute herzlichst,
Eure Antje C. Naujoks

Großer Dank und weitere dringend benötigte Hilfe

Das Kinderheim Neve Hanna und wir, der deutsche Freundes- und Förderverein, möchten uns von ganzem Herzen für die großartige Solidarität, für die Spenden und für die herzerwärmenden Zeilen des Zuspruchs von so vielen Menschen danken.

Hier finden Sie einen aktualisierten Bericht und Spendenaufruf, der Neve Hanna vor allem in pucto Sicherheitsgefühl und bei den aktuellen Herausforderungen des Alltags unterstützen soll.

Nachfolgend finden Sie außerdem ein paar weitere Zeilen, die uns über Antje C. Naujoks direkt aus Neve Hanna erreicht haben.

27. Oktober 2023

„Seit unserer letzten Mitteilung sind weitere Kinder in Neve Hanna eingetroffen.

Weiterhin wohnen sie in Wohngruppen, an die Schutzräume angegliedert sind. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Schichtdienst rund um die Uhr bei den Kindern.

Da es wichtig ist, in solchen Situationen eine Routine aufrechtzuerhalten, gibt es nunmehr wieder einen festen Fahrplan für jeden Tag der Woche, in dem nicht nur die Zeiten fürs Lernen festgelegt sind, sondern auch für vielfältige Freizeitbeschäftigungen.

Die Kinder sind soweit in Ordnung – sie sind schwer beschäftigt in den letzten Tagen, unter anderem mit Basteln und Werkeln, Backen und Kochen, mit Gesellschaftsspielen, gemeinsamen Aktivitäten, und am Abend dann mit Film gucken oder Karaoke singen (ein großer Spaß für die Ohren…). Zudem finden viele Besuche im therapeutischen Streichelzoo statt. Auch unsere Bücherei ermöglicht den Kindern, sich abzulenken und unsere Bibliothekarin liest den Kleinen vor.

Einen Tag wurden die Kinder sogar von Friseuren aus Kiryat Gat verwöhnt. Bei den Jungs stand zumeist ein neuer Haarschnitt an, bei den Mädchen Waschen und Föhnen. Sie fühlten sich danach alle wie Prinzen und Prinzessinnen und hatten ein großes Lächeln auf den Lippen.

Heute findet wieder ein Shabbat-Gottesdienst und ein gemeinsames Abendessen in den Gruppen statt; viel Balsam für die Seele in Form von aufmunternden Ansprachen, Zuspruch, Umarmungen, Gemeinschaftssinn – und nicht zuletzt gutem Essen!

Die Gruppe, die an einem Programm zur Qualifizierung von Jugendlichen teilgenommen hat, brachte sich auf eigene Initiative in unserer Bäckerei ein. Gemeinsam wurden Pakete mit Keksen für diejenigen Polizisten geschürt, die gerade in Kiryat Gat für Sicherheit sorgen. Zudem halten wir alle engen Kontakt zu den Shoa-Überlebenden in Kiryat Gat, mit denen wir eng verbunden sind.“

 

Bericht aus Israel

14. Oktober 2023

Liebe Freundinnen und Freunde Neve Hannas,

einige Zeilen an einem relativ ruhigen Shabbat-Ausgang – der Raketenbeschuss hält an, ist aber nicht so massiv, wir in den ersten Tagen nach dem blutigen Überfall. Wir alle sind weiterhin in Trauer um die Ermordeten, in Sorge um Geiseln, aber auch in Sorge um Angehörige und Freunde im Dienst.

Israel rückt gerade zusammen. Enorm viele private Initiativen, Juden, Muslime, Christen, Drusen, einerlei … wir alle sitzen in einem Boot und helfen einander. Das gilt auch für Neve Hanna, denn unser Gemeinschaftssinn ist von jeher ein wichtiger Motivationsfaktor im Alltag, in guten wie auch in weniger guten Zeiten, und dann erst recht!

Wir werden sehen, ob in den nächsten Tagen noch mehr Kinder nach Neve Hanna zurückkehren können. Einige Mitarbeiter können ebenfalls bislang wegen des anhaltenden Raketenbeschusses nicht zur Arbeit kommen. In Neve Hanna war ein besonderer Shabbat angesagt mit viel Zusammenrücken und gemeinsamen Aktivitäten; immer in Nähe unserer Schutzräume. Bei der Bewältigung der Aufgaben fehlen unsere Freiwilligen! Dennoch sind wir froh, sie in Sicherheit zu wissen, was inzwischen ebenfalls für drei ehemalige Freiwillige gilt, die entweder auf Besuch oder zum Studium im Land waren.

Ich möchte heute gerne etwas mehr über Shimi erzählen, eines unserer ehemaligen Kinder. Im Verlauf der schrecklichen Ereignisse verlor er, wie die meisten bereits erfahren haben, sein Leben. Shimi war von der zweiten Klasse an in Neve Hanna, zusammen mit seinem Bruder. Shimi kam, wie wir dieser Tage in Erfahrung bringen konnten, nicht wie wir anfänglich hörten durch einen Raketenangriff ums Leben. Er ist eines der Opfer der Rave-Party zwischen dem Kibbuz Re´em und Be´eri. Er gehört er zu den 260 jungen Leuten, die keine Chance hatten, das Massaker zu überleben. Bei seinem Tod war er gerade einmal 29 Jahre alt. Möge sein Andenken selig sein.

Doch auch aus dem Kreis der Mitarbeiter gibt es traurige Nachrichten. Der Neffe unserer Kollegin, die den Pfad des Friedens leitet, gehört zu den Polizisten, die von den Terroristen ermordet wurden. Unser Mitarbeiter, der für die Tageshorte zuständig ist, hat einen engen Angehörigen verloren, der in Ausübung seines Dienstes sein Leben ließ. Viele Mitarbeiter kennen Menschen, die ermordet wurden, die im Kampf fielen. Möge auch das Andenken all dieser Menschen selig sein.

Und dann ist das noch die Geschichte der Tochter einer Mitarbeiterin, die lange Jahre zu unserem Küchenteam gehörte. Ihre Tochter wohnt im Kibbuz Nir Oz, einer der Orte, an denen grausame Massaker stattfanden. Die Tochter unserer ehemaligen Mitarbeiterin konnte sich elf Stunden lang im Schutzraum verschanzen und schließlich gerettet werden. Doch unter den vielen Ermordeten des Kibbuz sind Angehörige der Tochter unserer ehemaligen Mitarbeiterin. Ihr Sohn, der zum Bereitschaftsteam des Kibbuz gehört, wurde angeschossen, aber lebt.

Und auch von unseren beduinischen Freunden möchte ich berichten, vor allem über einen Angehörigen der Familie al-Krenawi, mit der wir seit über 40 Jahren eng kooperieren. Einer der Neffen jenes Mannes, der die Kooperation mit Neve Hanna aufbaute, ist Polizist in Ofakim, wo schwere Kämpfe gegen die Terroristen ausgefochten werden mussten; 50 Einwohner dieser Kleinstadt wurden ermordet. Dieser junge Mann stellte sich als Polizist den Terroristen entgegen und wurde durch einen Kopfschuss verletzt. Die Terroristen glaubten, er sei tot und zogen weiter. Die Kugel verletzte diesen Mann zwar, aber verhältnismäßig leicht, so dass er die nachfolgende Operation gut überstand.

Der grausame Terror hat also die Neve-Hanna-Familie nicht nur durch den Tod unseres ehemaligen Kindes erreicht. Wir sind zutiefst betrübt und wissen, dass auch Ihnen allen diese Zeilen sehr nahe gehen werden.

Antje Naujoks
Kiryat Gat, 14. Oktober 2023

Statements des deutschen Vorstandes angesichts der jüngsten Gewalt

12. Oktober 2023

Emotional sind gerade viele Dinge nur schwer zusammenzubekommen. Langsam kehren die Kinder zurück ins Kinderheim, wo Neve Hanna alles tut, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Gleichzeitig mussten wir als Verantwortliche des Freiwilligendienstes unsere Volontär*innen in einen der Sonderflüge setzen, die das Auswärtige Amt bereitgestellt hat. Die Warnungen über mögliche Gefahren durch die unvorhersehbare Entwicklung in Israel waren und sind drastisch. Schweren Herzens hat sich der deutsche Vorstand entschieden, unsere sechs Volontär*innen aus Israel zurückzuholen. Trotzdem freuen wir uns, dass Jana, Jona, Kim, Leah, Linus und Ricky inzwischen gemeinsam in Deutschland gelandet sind. Sie wurden dort von einem Vorstandsmitglied in Empfang genommen und erstbetreut.

Nach intensiven Beratungen mit unseren israelischen Freund*innen, unseren Partnerorganisationen und den zuständigen Behörden erwies sich dieser Schritt als einschneidend, aber alternativlos. Wie bereits an der sicheren Rückkehr, arbeitet der Verein mit Hochdruck daran, unseren Freiwilligen eine Perspektive zu ermöglichen und ihnen schnellstmöglich Alternativen anzubieten.

Unsere Gedanken sind bei allen Kindern und Mitarbeitenden der Neve Hanna-Familie. Alle leben gerade in einer Ausnahmesituation und leisten Unglaubliches, damit zumindest für die Kinder wieder etwas Alltag einkehren kann. Um Neve Hanna sofort tatkräftig zu unterstützen, hat der Verein bereits eine Sonderzahlung auf den Weg gebracht. Diese soll finanzielle Entlastung bieten, um etwa die Kinder sicher nach Neve Hanna bringen zu können. Wer unsere Vereinsarbeit in dieser Situation unterstützen möchte, findet unser Spendenkonto hier.

10. Oktober 2023

Update: Gegenwärtig werden die ersten Kinder nach Neve Hanna zurückgebracht. Dabei kehren zunächst diejenigen Kinder und Jugendlichen ohne Schutzräume bei ihren Eltern und aus besonders schwierigen Situationen zurück. 

9. Oktober 2023

Mit tiefster Bestürzung nehmen wir die sich noch immer überschlagenden Nachrichten wahr, die uns gegenwärtig aus Israel und der Region erreichen. In unseren Gedanken sind wir bei den Menschen vor Ort, den Kindern, ihren Familien und den Mitarbeitenden Neve Hannas.

Unseren deutschen Volontär*innen geht es den Umständen entsprechend, alle sind jedoch wohlauf und befinden sich in einer geschützten und betreuten Umgebung. Die Kinder sind nach wie vor in den Ferien und nicht im Kinderheim.

Der Verein steht in engem Kontakt zu den Freiwilligen. Gegenwärtig berät der Vorstand, wie schnelle, unkomplizierte und unbürokratische Hilfe – sowohl für die Freiwilligen als auch das Kinderheim – geleistet werden kann.

 

 

 

Freiwillige in Neve Hanna

der Jahrgang 2023/24
Der neue Volojahrgang 2023/24 von links nach rechts: Leah, Jana, Kim, Jona, Ricky und Linus

Seit zwei Wochen sind unsere neuen Freiwilligen in Neve Hanna und haben seit ihrer Ankunft auch schon volles Programm. Neben dem Einführungsseminar haben sie ihre israelischen Mitfreiwilligen kennengelernt und waren gemeinsam essen. Inzwischen haben sie bereits begonnen, in einer der Arbeitsstationen – in der Küche, im Garten, in der Bäckerei oder im Streichelzoo – zu arbeiten und haben auch erste Kontakte in ihren Familiengruppen geknüpft.

Wir wünschen ihnen auch an dieser Stelle noch einmal ein wunderbares Jahr und IJFD und freuen uns, dass die sechs Neve Hanna so tatkräftig unterstützen. Regelmäßige Updates und Berichte aus dem Alltag der Volontär:innen gibt es auch auf dem instagram-Kanal von Neve Hanna.

Sommerrundbrief

Liebe Freundinnen und Freunde von Neve Hanna,

Es ist ein langer Weg zum Frieden – verbunden mit einem immerwährenden Ringen um Toleranz, Respekt und Demokratie. Diese Lernprozesse müssen frühzeitig bei Kindern und Jugendlichen angebahnt und im Tun gefördert werden.

Neve Hannas Ziel ist, die Grundlagen für ein friedliches Miteinander in jeder:m Einzelnen und in der Gesellschaft zu schaffen.

Die Vision der Heimgründerin Hanni Ullmann vor fast 50 Jahren war es, Kindern mit einer besonders schwierigen Sozialisation in einem Kinderheim bestmögliche Rahmenbedingungen für ihre Entwicklung zu schaffen – einen Erfahrungsraum, der sie befähigt, konstruktiv und offen die Vorgaben ihres eigenen Lebens und die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen und zu gestalten.

So entstand mit viel Willen, Tatkraft und Ausdauer Neve Hanna.

In einem zutiefst zerrissenen Land mit fortdauernden Unruhen bleibt die Herausforderung, kleine, aber grundlegende und stetige Bausteine für ein friedlicheres Miteinander zu schaffen, eine zentrale Aufgabe des Kinderheims. Der Weg dahin ist oft ein steiniger Pfad.

Um ein Teil der Stadtgesellschaft zu sein, liegt die Einrichtung eingebettet in einem Stadtteil. Die sozialpädagogische Arbeit ist darauf ausgerichtet, die Verbindung mit den Ursprungsfamilien der Kinder zu erhalten. Die Kinder besuchen öffentliche Schulen. In der dem Heim angegliederten Bäckerei sowie dem Tierpark sind Besucher:innen willkommen. Darauf sind die Neve Hanna-Kinder zu Recht stolz.

Im letzten Jahr haben wir folgende Bereiche besonders unterstützt:

„Pfad des Friedens“ für Kinder ab acht Jahren

Seit 2004 gibt es diese Gruppe, in der beduinisch-muslimische Kinder gemeinsam mit jüdischen Kindern die Nachmittage verbringen und nach dem Abendessen wieder nach Hause gebracht werden. Sie wird konsequenterweise von einem beduinischen Erzieher und einer jüdischen Erzieherin geleitet. Die Kinder nehmen an den Nachmittagsaktivitäten des Kinderheims teil. Dazu gehören selbstverständlich Spiel und Spaß, das Feiern von Festen und Feiertagen, aber auch therapeutische Maßnahmen, eine schulische Förderung und ein Freizeitprogramm, das die Kinder dazu anregen soll, neugierig zu sein, mehr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zu entwickeln, aber auch ein verbindendes Miteinander entstehen zu lassen.

Dialog zwischen Jugendlichen aus Neve Hanna und der nahegelegenen beduinischen Stadt Rahat

Jeweils 12 Jugendliche aus Rahat und aus Neve Hanna treffen sich alle zwei Wochen. Ein jüdischer Mitarbeiter des Neve Hanna-Teams sowie eine christliche Araberin leiten diese Treffen. Gemeinsam versuchen sie, einander näher zu kommen, mehr über die andere Religion, die andere ethnische Gemeinschaft und die Sitten und Bräuche zu lernen. So wächst das Verständnis für die jeweils „Anderen“ und sie lernen gleichzeitig auch mehr über sich selbst. Da auch hier die Familien involviert werden und die Lehrer:innen an den Schulen dieses Projekt unterstützen, erweitert sich der Wirkungskreis zusätzlich.

Folgende Aktivitäten sind dabei besondere Schwerpunkte:

  • kultureller Austausch über Gebräuche und Gebote der jeweils anderen Religion

  • therapeutische Förderung der Kinder, um ihnen zu helfen, mit den Folgen der Pandemie sowie auch ihren ursprünglichen Traumata umzugehen (z.B. Reittherapie)

  • gemeinsame Aktivitäten von Eltern und Kindern des „Pfad des Friedens“, die von Sozialarbeiter:innen und Betreuer:innen begleitet werden, z.B. Kochkurse

  • Erweiterung der seit 2022 neuaufgebauten Leihbücherei um arabischsprachige Bücher

Das Team in Neve Hanna kann nur in seinem kleinen bescheidenen Rahmen Zeichen von Toleranz und Offenheit sowie Impulse setzen, aber dieses tut es engagiert und mit viel Freude!

Der Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V. hatte auf dem evangelischen Kirchentag in Nürnberg einen Stand. Dort haben wir über Neve Hanna und die Möglichkeit des Volontärdienstes im Rahmen des IJFD informiert. Viele interessante Gespräche und das gemeinsame Miteinander haben dem Team Spaß gemacht.

Wir konnten die Auswertung der Volontärszeit der Freiwilligen beider letzten Jahrgänge leider nur per Zoom durchführen. Nun haben wir mit einem 2-Tagesseminar in Berlin beide Jahrgänge ganz offiziell abgeschossen.

Eines liegt mir noch am Herzen:

Einerseits wurde bei einer staatlichen Inspektion des Kinderheims festgestellt, dass Neve Hanna Vorbildcharakter für andere Institutionen hat, andererseits bemängelt, dass der vorhandene Spielplatz in einem sehr maroden Zustand ist. Er musste sogar geschlossen werden!

Helfen Sie mit einer Spende, den Spielplatz so ansprechend mit neuen Spielgeräten zu gestalten, dass dort gespielt, gelacht und im Miteinander eigene Grenzen erweitert werden können.

Außerdem möchte ich Sie hiermit jetzt schon herzlich einladen
zu unserer Mitgliederversammlung am Samstag, den 11. November 2023 in Hamburg.

Ich würde mich freuen, Sie dort begrüßen zu dürfen. Die Einladung wird rechtzeitig an die Mitglieder versandt. Interessierte sind herzlich willkommen. Genaueres ist unserer Homepage, unter der Kategorie „Über Uns“, zu entnehmen.

Hier gibt es den Rundbrief 2023 auch noch im PDF-Format.

Im Namen des gesamten Vorstands grüßt Sie herzlich R. Winter.

Buch: Neve Hanna – Menschen Projekte Visionen

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von Neve Hanna im Jahr 2014 – gleichzeitig 100 Jahre nach dem Entstehen der Ahawah in Berlin – entwickelte sich im Vorstand des Vereins „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ die Idee, eine „Festschrift“ herauszugeben. Es sollten 40 Menschen gebeten werden, aus 40 verschiedenen Sichtweisen und Erlebnishintergründen 40 verschiedene Kapitel zu verfassen.

Der Gedanke war gut, die Umsetzung, wie häufig in solchen Fällen, etwas komplizierter als gedacht. Also verstrich das Jubiläumsjahr ohne Festschrift, das Vorhaben selber wurde aber weiterverfolgt. 

So konnte nun, sieben Jahre später, ein Buch herausgegeben werden, das nicht mehr Festschrift heißt, und auch nicht 40, sondern 54 Kapitel beinhaltet, aber leicht lesbar und allen zu empfehlen ist, die sich gerne gedanklich auf die Reise nach Neve Hanna machen möchten. Die Online-Version des Buches finden sie hier.

Der „Verein Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ konnte sich einige Exemplare mit Autorenrabatt sichern. So können gerne Bücher – solange der Vorrat reicht – zum Sonderpreis von 20.-€ (statt 25,90€) + Porto bestellt werden bei info@nevehanna.de

Buch: Neve Hanna - Menschen Projekte Visionen
Neve Hanna – Menschen Projekte Visionen, gebundene Ausgabe erschienen im Mai 2021

herausgegeben von Dr. Dagmar Bluthardt und dem Verein „Neve Hanna Kinderhilfe e.V.“ In einer Vielzahl von Beiträgen erzählen (ehemalige) Heimkinder, Volontär*innen, Mitarbeiter*innen, Besucher’*innen und Freud*innen Neve Hannas von der Faszination dieses Kinder- und Jugendheims: von den Anfängen in Berlin, von der Zeit der Flucht und des Neubeginns, von der familienähnlichen Struktur, von ungewöhnlichen Ideen und Visionen, von beeindruckenden Persönlichkeiten, von lebenslangen Prägungen und Freundschaften und davon, dass Friedenserziehung und Völkerverständigung ein realistisches und lohnendes Ziel ist.